4. Wohnen und Leben in Gütersloh

4.1. Öffentlicher Raum/Stadtbild

Die Attraktivität unserer Stadt, ein ansprechendes Gütersloher Stadtbild, der öffentliche Raum und die Förderung der einzelnen Gütersloher Stadtteile sind wichtige Anliegen für uns.

Besonders wichtig ist uns die Neugestaltung unseres Bahnhofsvorplatzes als das zentrale Gütersloher Eintrittsportal. Er soll sich mittelfristig zum attraktiven Ausgangspunkt für die Erschließung der Gütersloher Innenstadt (Kolbeplatz und Berliner Straße) und das neu erstehende Wellerdiek-Viertel entwickeln.

Wir setzen uns in diesem Zusammenhang für eine Planung und Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes ein, die das gesamte Umfeld zwischen dem derzeitigen ZOB und dem heutigen Postgelände umfasst, um hier eine ansprechende und zukunftsfähige Schnittstelle zwischen Hauptbahnhof, dem öffentlichen Personennahverkehr sowie Fahrradfahrenden und Fußgängerinnen und Fußgängern zu schaffen.

Die Vernetzung zwischen ÖPNV und Fahrrad wird unserer Meinung nach aber nur gelingen, wenn ausreichend Fahrradstellplätze geschaffen werden. Aus diesem Grund setzen wir uns für ein großes Fahrradparkhaus, integriert in den neuen Bahnhofsvorplatz, ein.

Die Aufwertung der Gütersloher Plätze und ihre Vernetzung durch ansprechende Fußgängerpassagen ist für uns ein Dauerthema. So setzen wir uns für die Ansiedlung eines Cafés auf dem Berliner Platz als zentralem Platz der Gütersloher Innenstadt ein und möchten die Martin-Luther-Kirche mit in den Berliner Platz integriert wissen.

Unser stetiges Anliegen bleibt die Erhöhung der Attraktivität der Gütersloher Innenstadt. Sie soll ein Ort der Begegnung und der Lebensfreude für Menschen jeden Alters sein. Dazu gehört auch die Ansiedlung von attraktiven Einzelhandelsgeschäften, einem Lebensmittelmarkt, gastronomischen Betrieben und Dienstleistern in der Innenstadt, die sich auch und gerade auf die Bedürfnisse der Älteren einstellen. Aber auch Partyräume für junge Menschen, Grillstationen in Parks und attraktive Jugendzentren sind notwendig (à Kapitel 2.5).

Auch in unserer Stadt wird zunehmend mehr Rad gefahren. Wir wünschen uns aus diesem Grund weitere Fahrradstellplätze, an denen auch E-Bikes/Pedelecs sicher abgestellt werden können, verbunden mit Aufbewahrungsboxen für Fahrradhelm und Rucksack (à Kapitel 4.4).

Die Bepflanzung des öffentlichen Raums, Fassadenbegrünung und urban gardening können neben einer Aufwertung des Gütersloher Stadtbildes auch einen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas leisten.

In der Innenstadt dürfen nicht nur Neubauten mit hohen Preisen entstehen, Die gut erhaltene Altbausubstanz muss aufgewertet und starker für ältere Menschen, Single-Haushalte und Familien nutzbar gemacht werden. Dabei ist es für uns sehr wichtig, Alt und Jung mit Familien zusammenzuführen und verschiedene Generationen in einem gemeinsamen Wohnumfeld siedeln zu lassen.

Die Innenstadt muss für alle Einkommensschichten bewohnbar bleiben.

Dazu gehören entsprechende Neubauwohnungen wie auch die vorsichtige Sanierung von Altbauten, damit ältere Menschen auch im höheren Alter selbstbestimmt in ihrer bekannten Umgebung wohnen bleiben können.

Die Gütersloher SPD richtet ihren Fokus aber nicht nur auf die Innenstadt,

auch die Identität der Ortsteile muss gewahrt und gegebenenfalls weiterentwickelt werden.

Dazu gehören attraktiv gestaltete Ortskerne, um so die eigenständige Identität der Gütersloher Ortsteile zu fördern und zu bewahren. Stadtteilentwicklung begreifen wir als kommunalpolitische Querschnittsaufgabe, sie muss mit den unterschiedlichen Akteuren vor Ort vernetzt werden (Verbände, Vereine, Interessengemeinschaften etc.). Eine gelungene „Stadtteilentwicklung“ führt dazu, dass alle Generationen gleichermaßen am Leben teilnehmen können.

4.2. Arbeitsplätze

Die Gütersloher Sozialdemokraten wollen gemeinsam mit Industrie, Mittelstand, Handwerk und Gewerkschaften vor Ort gute Bedingungen für Unternehmen und nachhaltige Arbeitsplätze erhalten und schaffen. Für uns als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten bleiben die Schaffung und Sicherung von guten Arbeitsplätzen und die Entwicklung von beruflichen Perspektiven gerade für junge Menschen herausragende politische Aufgaben. Gütersloh als Fachhochschulstandort bietet dazu Potenzial, das es langfristig zu nutzen und zu fördern gilt.

Wirtschaftsförderung beschränkt sich für uns aber nicht nur auf den Dialog – sie ist für uns eng verbunden mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und mit einer guten Aus- und Schulbildung. Hier sind wir auf gutem Weg, aber noch lange nicht am Ziel.

Sozialdemokratische Wirtschaftsförderung setzt dabei vor allem auf kleine und mittlere Unternehmen und Existenzgründungen.

So wollen wir ideale Bedingungen für Startups, beispielsweise auf dem Gelände der Mansbergh-Barracks, schaffen.

Gewerbeflächen sind für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort Gütersloh von essenzieller Bedeutung. Diese Flächen geben expandierenden und neuen Firmen die Möglichkeit sich am Standort Gütersloh zu entwickeln und so Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen für die Stadt zu sichern. Eine intelligente Weiterentwicklung von Gewerbeflächen mit Augenmaß, wenn möglich auf freiwerdenden Flächen (z. B. der B + R Gelände an der B61), ist für uns von zentraler Bedeutung.

Zwingende Voraussetzung dafür ist auch der zügige Aus- und Aufbau eines zukunftsorientierten, flächendeckenden Breitbandnetzes durch die Stadtwerke Gütersloh für jedermann.

Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten sehen in einer starken Kommunalwirtschaft keine Konkurrenz der Unternehmen vor Ort, vielmehr ist sie für uns Voraussetzung für eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik vor Ort. Die kommunalen Betriebe sind große Arbeitgeber und stellen gute Ausbildungsplätze für viele junge Menschen zur Verfügung.

4.3. Konversion

Seit fast zehn Jahren steht fest, dass die britischen Soldatinnen und Soldaten Gütersloh verlassen. Der Standort am Flughafen wurde 2016 geräumt, die Kaserne an der Verler Straße Jahr 2019. Auch die ca. 1.000 Wohnungen sind inzwischen alle freigezogen. Die Wohnungen, die in Privatbesitz waren, sind im Wesentlichen wieder vermietet, einige werden von der Stadt als Flüchtlingsunterkünfte genutzt. Von den 300 Wohnungen im Bundesbesitz soll die Mehrzahl von der BImA vermietet werden, für die Einfamilienhäuser ist ein Verkauf für eine Selbstnutzung in Abstimmung mit der Stadt geplant.

Die Kaserne an der Verler Straße ist ein möglicher Standort für die Gütersloher Studiengänge der FH Bielefeld. Dort können 1.000 Wohnungen, und vielleicht auch mehr, im Geschosswohnungsbau entstehen, aber keine Einfamilienhäuser. Wir brauchen dort auch bezahlbare Wohnungen, ein Drittel sollen öffentlich geförderte Sozialwohnungen sein (Miete ca. 6 bis 6,50 Euro/m²). Eine autoarme Verkehrserschließung ist zu prüfen und das Wohnquartier soll offen zur Dalke geplant werden. Eine neue Brücke für den Fuß- und Radverkehr ist sinnvoll, vielleicht auch eine zweite Erschließung.

Der Flugplatz bietet Platz für Natur- und Gewerbeflächen. Die Gewerbeflächen werden schrittweise nördlich und südlich der Marienfelder Straße entwickelt, hauptsächlich für Industrie („GI-Flächen“), am Rande auch Gewerbeflächen mit Einschränkung zum Schutz der Nachbarschaft. Eine Nachnutzung vorhandener Gebäude durch die zukünftige Industrie ist wünschenswert. Für die heutigen grünen Flächen gilt, dass große Teile davon als Nationales Naturerbe (NNE) im Bundesbesitz bleiben, in Teilen ist auch eine mit dem Naturschutz verträgliche Naherholung möglich. Eventuell ist im Umfeld eine weitere Erschließungs­straße zur A2 erforderlich, das kann auch ein Ausbau vorhandener Straßen sein. Nach dem 1. Bauabschnitt ist zu entscheiden, ob die Straße erforderlich ist und wie sie zu planen ist. Der Bau von Windkraftanlagen ist leider aufgrund des Naturschutzes nicht möglich, auch der Bau von Photovoltaikanlagen im grünen Teil ist schwierig.

4.4. Verkehr und Mobilität

Mobilität bringt Lebensqualität und eröffnet mehr Möglichkeiten, sich frei bewegen zu können. Gleichzeitig beeinträchtigen die Auswirkungen des Verkehrs die Menschen und die Umwelt. Kommunale sozialdemokratische Verkehrspolitik dient dem Ziel, allen Menschen mehr Mobilität zu ermöglichen, ohne Umwelt und Lebensqualität in den Städten zu ruinieren. Sie ist Teil der Stadtent­wicklungs-, aber auch der Klimaschutzpolitik auf lokaler Ebene. Angesichts der Folgen des motorisierten Verkehrs ist Verkehrsverlagerung unser vorrangiges verkehrspolitisches Ziel.

Die „Stadt der kurzen Wege“ ist als Leitbild schon länger eine Forderung der SPD in Gütersloh. Gerade bei der zu erwartenden Alterung unserer Gesellschaft müssen wir die sinnvolle Anordnung der neuen Baugebiete in Stadtnähe fordern. Ältere brauchen, genau wie junge Menschen, ihre sozialen Beziehungen, sind allerdings nicht mehr so mobil. Deshalb sollten bei Umzug in eine altersgerechte Wohnung oder in eine Alteneinrichtung entweder das bisherige gewohnte Wohnumfeld weiterhin erreichbar bleiben oder die verkehrlichen Möglichkeiten barrierefreie Mobilitätschancen gewährleisten.

Wir setzen uns daher für ein größtmögliches Angebot an Mobilität und einen im Umweltverbund funktionierenden Verkehr ein, die aber aus Klimaschutzgründen umweltverträglich gestaltet werden müssen. Dazu muss ein vielfältiges Angebot unterschiedlicher Verkehrsmittel gemacht werden, das auch Sicherheits- und Kostenaspekte berücksichtigt. Mobilität ist für uns eine Querschnittsaufgabe bei gleichberechtigter Berücksichtigung der Interessen aller Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer. Dies beinhaltet eine Gewährleistung einer einheitlichen und klaren verkehrlichen Planung von Fuß- und Radwegen, die bei allen Bauvorhaben berücksichtigt werden muss. Durch bessere Bedingungen für Radfahrende, zu Fuß Gehende sowie Nutzerinnen und Nutzer des Bus- und Schienenverkehrs schaffen wir gute Voraussetzungen für den Umstieg vom Auto.

Moderne Dienstleistungen wie Bring-Services oder Ähnliches vermeiden nicht nur Autoverkehr, sondern sie ermöglichen auch Teilhabe für diejenigen, die selbst nicht oder nicht mehr mobil sein können. Gleichzeitig sind Maßnahmen zur Verkehrsverlagerung durch den weiteren Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs im Verbund, die Sicherung der Mobilität der Fußgängerinnen und Fußgänger und Fahrradfahrenden und die Verlagerung von Güterverkehren auf umweltfreundliche Transportmittel notwendig.

Langfristig ist zudem das Ziel, die kompletten Mobilitätsangebote in der Stadt in einer einzigen App abzubilden (à Kapitel 8.2).

Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)

Der ÖPNV wird das Rückgrat der Mobilität in Gütersloh. Im Mobilitätsplan ist vorgesehen zur Minderung der CO2-Emissionen den Anteil von Fuß-, Rad- und Öffentlichem Personennahverkehr zu steigern. Dazu soll nach unserer Ansicht ein deutlich attraktiverer ÖPNV einen erheblichen Beitrag leisten. Ein weiterer ganz zentraler Punkt ist die Steigerung der Attraktivität des Öffentlichen Personennahverkehrs. In anderen Gemeinden werden bereits kostenfreie Angebote an Wochenenden (z. B. Bocholt, Detmold) oder Flatrate-Angebote (z. B. Augsburg) gemacht, die es den Bürgerinnen und Bürgern leichter machen, sich für die Nutzung des ÖPNV zu entscheiden. Bundesweit gibt es zurzeit Versuche, die Tarife neu zu gestalten. Es wird das 365 Euro Jahresticket, die Bezahlung pro gefahrenen Kilometer oder pro Entfernungskilometer (Abrechnung über eine App auf einem Smartphone mit Navi) aber auch das kostenlose Busfahren geprüft. Es gibt in Gütersloh zurzeit am Freitag und Samstag das Baustellenticket für 1 Euro, das werbefinanzierte 1 Euro-Ticket gab es in Bielefeld und in Herford wurde der kostenlose Busverkehr an den Adventssamstagen erprobt. Das größte Potenzial sehen wir in vergünstigten Abos, ähnlich dem bekannten Jobticket. Im Schülerverkehr wünschen wir die Umstellung auf ein allgemeines Schülerticket/Azubiticket analog zum Studententicket. Beim Einzelticket ist schon 2020 zu prüfen, was sich am besten bewährt hat. In der nächsten Wahlperiode müssen wir vor dem Hintergrund der bundesweiten Versuche für uns entscheiden, wie wir durch eine Neugestaltung der Monats- und Jahrestickets deutlich mehr Fahrgäste gewinnen können.

Die SPD tritt daher für günstige Preise und einfache Tarife ein.

Bei der Neubeschaffung von Bussen wird die SPD darauf achten, dass entsprechend dem jeweiligen Stand der Technik immer Fahrzeuge beschafft werden, die am besten schadstoffarm, klimafreundlich und energieeffizient sind.

Wir setzen uns für eine regelmäßige Anpassung und Erweiterung des Stadtbuskonzeptes entsprechend ständig aktualisierter Verkehrsströme ein.

Das Stadtbuskonzept soll sich entlang des Bedarfs der Gütersloher Bürgerinnen und Bürger orientieren. Als Grundlage hierfür dienen verlässliche Daten. Dazu zählen tatsächliche Verkehrszahlen, aber auch weitergehende Mobilitätsdaten sollen erhoben sowie Befragungen durchgeführt werden.

Die SPD in Gütersloh fordert

eine Erhöhung der Taktfrequenz und ein bedarfsorientierter Einsatz kleinerer Busse.

Auch der Einsatz von „Bürgerbussen“ im Innenstadtbereich soll geprüft werden.

Mit der Stadtbus GmbH hat die Stadt Gütersloh ein Instrument den Busverkehr attraktiver zu gestalten. Die heutigen städtischen Buslinien und die Regionallinien in die Nachbarstädte decken das Stadtgebiet gut ab, das heißt für die meisten (mehr als 80%) Gütersloher ist der Weg zur nächsten Haltestelle kürzer als 300 m. Der ZOB soll am Hauptbahnhof bleiben, eventuell größer auf dem Postgelände neu errichtet werden. Ergänzungen des Busliniennetzes sollen bei Bedarf erprobt und bei ausreichender Fahrgastzahl dauerhaft beibehalten werden.

Wir begrüßen den Beschluss vom Land zur Reaktivierung der TWE-Strecke und sehen darin eine große Chance zur Entlastung sowohl der Straßen für die Ein- und Auspendler aus Verl und Harsewinkel von und nach Gütersloh als auch der innerstädtischen Individualverkehre. Gütersloh profitiert davon, wenn der Schienengüterverkehr von und nach Harsewinkel erhalten bleibt und die Schwerverkehre zu den umliegenden Autobahnen Güterslohs innerstädtische Straßen nicht zusätzlich belastet.

Fahrradfahrende und Fußgängerinnen und Fußgänger

Neben einem attraktiven ÖPNV gehört für uns auch ein alltagstaugliches Radwegenetz, das alle Teile Güterslohs erschließt, ganz oben auf die Prioritätenliste. Doch noch sind nicht alle kommunalen Radwege in einem guten Zustand. Wir sehen hier noch viel Handlungsbedarf. Das betrifft auch die Schließung noch bestehender Lücken im Radwegenetz und die Beleuchtung von Radwegen vor allem zwischen den Stadtteilen.

Die SPD in Gütersloh setzt sich daher für

den Ausbau des Radwegenetzes ein, damit die Innenstadt aus allen Teilen Güterslohs mit dem Rad erreicht werden kann.

Das beinhaltet den Ausbau eines Fahrradstraßennetzes und schnelle, sichere und ganzjährig benutzbare Alltagsradwege ebenso wie den geplanten Radschnellweg Rheda-Wiedenbrück – Gütersloh – Bielefeld als Projekt einer zukunftsorientierten ökologischen Verkehrspolitik.

Mehr Radverkehr in der Stadt bedeutet auch steigenden Bedarf an Stellplätzen. Die SPD fordert daher

eine größere Anzahl an sicheren und hochwertigen Fahrradabstellmöglichkeiten.

Besonders gilt dies für das geplante Fahrradparkhaus am Bahnhof. Für uns gehören an den zentralen Stellplätzen für Fahrräder auch Ladestationen für Pedelecs und sichere Unterbringungsmöglichkeiten für das Radfahrerequipment dazu. Auch Fahrradverleihsysteme sind für uns Teil eines funktionierenden Radverkehrsangebots.

Nicht immer ist die Verkehrsführung für Radfahrende eindeutig (z. B. in Isselhorst am Kriegerdenkmal oder in Avenwedde an der Bahnunterführung). Nur eine selbsterklärende Verkehrsführung schafft Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer.

Umweltfreundliche Mobilität entspricht auch einem solidarischen und gemeinschaftlichen Gesellschaftsmodell. Damit dauerhaft Anreize geschaffen werden, um auf das Auto zu verzichten, bedarf es der Bereitstellung einer geeigneten und sicheren Infrastruktur für Radfahrerinnen und Radfahrer. Auch Fußgängerinnen und Fußgänger sind wesentliche Akteure der Verkehrswende. Wir fordern

ein Verkehrssicherheitskonzept, das die Radfahrenden und Fußgängerinnen und Fußgänger als schwächere Verkehrsteilnehmer in den Blick nimmt.

Dieses Konzept soll nicht nur eine einheitliche und klare verkehrliche Planung von Fuß- und Radwegen gewährleisten und bei jedem neuen Bauvorhaben explizit berücksichtigt werden (z. B. durch Checklisten zur Überprüfung der Verkehrssicherheit), sondern auch Elemente wie die Reduktion von Unfallzahlen durch Instrumente der Unfallanalyse, Mobilitätserziehung u. v. m. beinhalten. Wir orientieren uns hierbei an der Stadt Karlsruhe, die seit 2012 ein solches Konzept entwickelt und kontinuierlich fortgeschrieben hat.

Uns ist wichtig, die unterschiedlichen subjektiven Sicherheitsbedürfnisse aller Verkehrsteilnehmenden angemessen zu berücksichtigen und eine Verbesserung der Verkehrssicherheit für alle zu erreichen. Dazu zählt auch, zu einem verträglichen Miteinander zwischen Fahrrad-, Pedelec- und Autofahrenden zu kommen. Gefährliche, nur linksseitig geführte Radwege sollen, wenn es machbar ist, durch den Ausbau beidseitiger Radwege abgeschafft werden.

Es gibt unterschiedliche Verhaltensweisen bei Radfahrenden beim Befahren nicht benutzungspflichtiger Radwege; dies ist häufig Folge unklarer Wegeführungen, mangelnder Trennung vom Fuß- und/oder Autoverkehr. Wir wollen uns stärker als bisher auf Maßnahmen konzentrieren, die den heutigen Vorrang des Autoverkehrs auf unseren Straßen zurückdrängt und ein für Umwelt und Menschen verträgliches, sicheres Miteinander aller am Verkehr Teilnehmenden als oberstes Ziel verankert. Die „Vision Zero“ soll auch für Gütersloh gelten; d.h. keine Toten und Schwerverletzten im Straßenverkehr.

Straßenbau und Individualverkehr

Im letzten Wahlprogramm haben wir uns 2014 für den Bau der Ortsumgehung Friedrichsdorf ausgesprochen. Wie wir inzwischen feststellen mussten, wird die Ortsumgehung von der Stadt Bielefeld dauerhaft abgelehnt. Ein Bau der Ortsumgehung über Bielefelder Gebiet ist gegen der erklärten Willen der Stadt Bielefeld äußerst schwierig, ein Bau nur über Gütersloher Gebiet unmöglich. Ob das Land Nordrhein-Westfalen die Ortsumgehung gegen den Willen der Stadt Bielefeld mit konkreten Planungen voranbringt, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.

Wir unterstützen andere Beiträge zur Verbesserung der Verkehrssituation in Friedrichsdorf, auch wenn die Auswirkungen auf die schwierige Verkehrssituation deutlich geringer sind.

Die Gütersloher SPD lehnt den vierspurigen Ausbau der B61 zwischen Rheda-Wiedenbrück und Bielefeld ab.

Wir treten dafür ein, dass die beiden Teilprojekte B61 Gütersloh – Bielefeld/Ummeln und B61 Rheda-Wiedenbrück (A2) – Gütersloh aus dem Bundesverkehrswegeplan 2030 heraus­genommen werden.

Unser Ziel ist es,

im Sinne einer deutlich erhöhten Verkehrssicherheit, Tempo 30 auszuweiten (z. B. wie die beschlossene Prüfung der Geschwindigkeitsreduzierung auf Tempo 30 auf der Isselhorster und Friedrichsdorfer Straße in Avenwedde-Bahnhof zwischen der Bahnunterführung und dem Kreisverkehr).

Hauptverkehrsstraßen sind davon auszunehmen.

4.5. Wohnen

Gütersloh ist eine wachsende Stadt und wird es auf absehbare Zeit auch bleiben. Gleichzeitig geht der demografische Wandel der Gesellschaft auch an unserer Stadt nicht spurlos vorbei.

Bezahlbarer Wohnraum ist knapp, in Gütersloh fehlen 2.000 Wohneinheiten. Der Abzug der britischen Streitkräfte bietet vor allem an dem Standort an der Verler Straße die Möglichkeit, die Wohnungs­situation in Gütersloh gezielt zu verändern und vor allem im Segment des bezahlbaren Wohnraums zu entspannen.

Darüber hinaus wollen wir mit einer angepassten, ökologisch abgestimmten Nachverdichtung im Bestand eine weitere Möglichkeit, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen.

Private Initiativen konnten den Mangel an bezahlbaren Wohnungen bisher nicht beheben.

Daher ist für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten die Gründung einer städtischen Wohnungs(bau)­gesellschaft von zentraler Bedeutung (Kapitel 6.3).

Gütersloh braucht ein Gesamtkonzept zur Wohnraumentwicklung, das die Interessen aller Bürgerinnen und Bürgern berücksichtigt und das sich nicht nur an den Interessen einzelner Gruppen orientiert. Der Konsens mit allen Beteiligten liegt uns am Herzen. Die Wohnquartiere müssen vielfältigen Ansprüchen genügen.

Gütersloh muss familien-, kinder- und seniorengerechtes Wohnen ermöglichen, der gesamte Wohnungsbaubestand muss hinsichtlich Standards, Ausstattung, Barrierefreiheit, Eigentumsformen und flexibler Nutzungsmöglichkeiten aufgewertet werden.

Die Gütersloher Bürgerinnen und Bürger brauchen für die Beratung in den Bereichen Wohnraum­schaffung, Wohnraumaufwertung, Förderung, Verfahrensabläufe eine zentrale Anlaufstelle.

Die Beratungsstelle muss personell so ausgestattet sein, dass sie den künftigen Anforderungen gerecht werden kann.

Die Ausweisung von zwei großen Baugebieten sehen wir als Erfolg unseres Antrags „Wohnbaulandoffensive“. Dennoch ist Gütersloh aufgrund der zu erwartenden Entwicklung auf weitere Baulandflächen angewiesen, um dem trotz der Nutzung der ehemaligen Kasernenflächen an der Verler Straße und der nur mittel- und langfristig wirkenden Nachverdichtung nach wie vor bestehenden Mangel an bezahlbaren Wohnraum entgegenwirken zu können.

Die Neuausweisung von Baugebieten muss allerdings möglichst stadtnah sein und die Struktur der bereits vorhandenen Bebauung annehmen. Planungsschritte, die auf Widerstand der anliegenden Bewohnerinnen und Bewohnern stoßen könnten, möchten wir durch die Beteiligung der Bürger unter möglichst großer Transparenz von städtischer Seite her begleiten und so für mehr Akzeptanz sorgen. Auch umweltpolitische Überlegungen müssen bei der Ausweisung und Gestaltung von Neubaugebieten eine Rolle spielen.

Gütersloh ist eine Stadt mit überdurchschnittlich vielen Auszubildenden, zudem wird der Fachhochschulstandort in den kommenden Jahren weiter wachsen. Gerade für junge Menschen, die aus anderen Regionen für eine Ausbildung oder ein Studium in den Kreis Gütersloh ziehen, braucht es besondere Angebote auch beim Wohnraum. Auch jungen Menschen, die ihr Elternhaus verlassen möchten, fehlen Angebote auf dem Wohnungsmarkt. Das Bündnis.Azubi.Wohnen, in dem sich junge Auszubildende, Gewerkschaften und Jugend­verbände zusammengeschlossen haben, setzt sich im Kreis Gütersloh für die Errichtung eines Azubi-Wohnheims ein. Die Gütersloher SPD begrüßt diese Forderung und das Engagement des Bündnisses.

Die Stadt sollte daher die Bestrebungen zum Bau eines Wohnheims für Auszubildende- und Studierende aktiv unterstützen.