2.1. Elementarbildung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Von herausragender Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt ist die Wertschätzung von und die Fürsorge für Kinder, Jugendliche und ihre Familien. Junge Eltern wollen und müssen oft Familie und Beruf miteinander vereinbaren und brauchen Entlastung bei der Betreuung ihres Nachwuchses durch qualitativ, vor allem personell gut ausgestattete Einrichtungen mit ausreichenden und flexiblen Öffnungszeiten. Kindertageseinrichtungen sind im Rahmen der Elementarpädagogik wichtige Bestandteile der Bildungskette, die für die Lebenschancen der Kinder und für die Zukunftschancen unserer Gesellschaft entscheidend sind.
Für alle Kinder, für die ein Platz in einer Kindertageseinrichtung nachgefragt wird, muss dieser auch in Zukunft zur Verfügung stehen, sei es im Bereich der Ü3- Betreuung oder der U3-Betreuung.
Daneben sollen auch Plätze in der Kindertagespflege zur Verfügung stehen. Auch in diesem Bereich ist es unser Ziel, ein qualitativ gutes Angebot in Gütersloh zur Verfügung zu stellen. Neben der weiterhin stattfindenden Qualifizierung der Tagesmütter und -väter sollen aber auch regelmäßige Vernetzungsmöglichkeiten eingerichtet werden, sei es zum Zwecke des gegenseitigen Erfahrungsaustausches oder sei es auch zum Zwecke einer gemeinsamen Interessenvertretung der Tagesmütter und -väter. Die Tätigkeit der Tagesmütter und -väter verdient ebenso wie die Tätigkeit von Erzieherinnen und Erziehern in Tageseinrichtungen gesellschaftliche Wertschätzung. Sie ist daher mit angemessenen Bedingungen zur Ausführung der Tätigkeit der Tageseltern auszustatten.
Bildung ist für uns ein Grundrecht, von der Geburt bis hin zur Hochschulausbildung. Grundsätzlich sollte Bildung daher kostenfrei sein. Das gilt auch für Kinder im Alter von 0-6 Jahren. Wir wissen allerdings auch, dass dieses Ziel angesichts der Situation kommunaler Haushalte nicht ohne weiteres umsetzbar ist. Beitragsfreiheit alleine ist jedoch nicht das einzige Ziel. Niedrige Beiträge dürfen nicht zu Lasten der Qualität und Ausstattung der Kitas gehen.
Unser Ziel wird es sein, die Elternbeiträge so niedrig wie möglich zu halten. Sobald die Mehrheit dafür vorhanden ist, werden wir die Elternbeitragssatzung mit dem Ziel überarbeiten, die Beiträge zu senken.
Die Entwicklungsprozesse von Kindern verlaufen sehr unterschiedlich. Daher treten wir für eine optimale Betreuung aller Kinder ein. Dies beinhaltet für uns auch und gerade die Inklusion behinderter Kinder. Für alle Kinder ist eine verlässliche und ganzheitlich ausgerichtete Gesundheitsförderung und Gesundheitsversorgung sicherzustellen.
Wir werden es allen Kindern ermöglichen, an qualitativ guten Mahlzeiten (à Kapitel 3.4) teilzuhaben. Diese sollen die nachstehend aufgeführten Kriterien erfüllen:
- kindgerecht und lecker
- gesund und ausgewogen
- regional und saisonal
- sowie kostengünstig
Um jedem Kind einen guten Start in das Schulleben zu ermöglichen, muss die Zusammenarbeit und Verknüpfung zwischen Kindertageseinrichtungen und Grundschulen ausgebaut werden.
2.2. Kinder und Jugendarbeit
Neben Kitas und Schulen als Bildungseinrichtungen kommt der Kinder- und Jugendarbeit eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Jugendlichen zu. Wir werden sicherstellen, dass auch in Zukunft flächendeckend in allen Sozialräumen Angebote der offenen Kinder- und Jugendarbeit bestehen, und fördern ihre Ausweitung.
Vor allem im Sozialraum Spexard nehmen wir das Fehlen eines beständigen Jugendtreffs wahr und setzen uns – insbesondere im Zuge der Planungen der Mansergh Baracks – für ein stetiges Angebot ein.
Ebenso werden wir die mobile Jugendarbeit fortführen und stärken.
Gleichermaßen wichtig ist die Kinder- und Jugendverbandsarbeit. Sie ist ein wesentliches Angebot zur selbstbestimmten Gestaltung des Zusammenseins mit Gleichaltrigen und deshalb besonders entwicklungsfördernd. Aus diesem Grund sichern wir zu, dass städtische finanzielle Förderung der Kinder- und Jugendverbände keineswegs gekürzt, sondern vielmehr eine Erhöhung angestrebt wird.
Eine gute und inklusive Kinder- und Jugendarbeit ist nicht nur flächendeckend, sondern richtet sich auch an spezifische Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen. Neben den Angeboten für alle Kinder und Jugendlichen sollten deshalb bestimmte Gruppen auch berücksichtigt werden.
Wir fordern die Schaffung und den Erhalt von Angeboten z. B. für queere junge Leute (LSBTTIQA*), um jungen Menschen einen sicheren Raum für den Austausch über ihre Sexualität zu bieten.
Auch für Kinder und Jugendliche mit Behinderung müssen die Angebote nutzbar sein und daher künftig stärker inklusiv gestaltet werden.
2.3. Kontakt zu Familien – Kommunale Kinder- und Jugendhilfe
Der finanzielle Aufwand, den Kommunen im Rahmen der Hilfen zur Erziehung zu tragen haben, ist überall in den letzten Jahren stark gestiegen. Dabei ist zu beachten, dass hinter jedem einzelnen Fall ein individuelles Schicksal steht. Für die betroffenen Kinder und Jugendlichen verschlechtern sich in solchen Fällen die Chancen in ihrer Entwicklung.
Wir werden auch künftig den gesetzlichen Anspruch erfüllen, dass jedem Kind und jeder und jedem Jugendlichen die zielgerichtete und richtige Hilfe zukommt. In diesem Zusammenhang ist es jedoch noch wichtiger, Fehlentwicklungen zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu vermeiden. In Gütersloh gibt es das soziale Frühwarnsystem, das die SPD vor vielen Jahren initiiert hat und das dann weiterentwickelt worden ist.
Neben z. B. bestehenden Betreuungsangeboten, die den unmittelbaren Kontakt zu den Familien bereits zum Zeitpunkt der Geburt eines Kindes sicherstellen,
wollen wir möglichst viele Kindertagesstätten zu Familienzentren ausbauen.
In diesen Einrichtungen sollen die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe, der Erziehungsberatung, der Familienhilfe und der Familienbildung sowie der Gesundheitsvorsorge zusammengeführt und sozialräumlich vernetzt werden.
Netzwerke von z. B. Weiterbildungseinrichtungen, Kindergärten, Jugendhilfe, Schulen, Betrieben, Kammern, Kirchen, Gewerkschaften, Arbeitsagenturen, Verbänden, Hochschulen sind grundlegend für die Qualität der Erziehung und Bildung von Jugendlichen. Wir werden uns für die Schaffung neuer und die Weiterentwicklung solch bestehender Netzwerke stark machen.
Wir werden uns außerdem dafür einsetzen, dass allen Kindern und Jugendlichen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, insbesondere an Bildung und Kultur, ermöglicht wird. Im Bildungs- und Teilhabepaket werden die Leistungen für betroffene Kinder und Jugendliche fortgeführt und ausgeweitet. Leider kommt die Information über diese Fördermöglichkeiten längst nicht bei allen Betroffenen an. Das werden wir ändern. Wir werden uns dafür einsetzen, dass allen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gegeben wird, z. B. an Schwimmkursen oder an musikalischer Früherziehung teilzunehmen oder Mitglied z. B. in Sportvereinen zu sein – insb. gilt das, wenn den Eltern die finanziellen Mittel fehlen.
2.4. Kinder- und Familienfreundlichkeit
Wir setzen uns für eine kinderfreundliche Gesellschaft ein. Hierzu bedarf es guter sozialer Infrastrukturangebote in den Kommunen.
Derzeit sind Familien mit Kindern in größerem Umfang Armutsrisiken ausgesetzt. Kinderarmut ist auch ein Thema für die Stadt Gütersloh. Der Ausfall oder die Minderung des Einkommens eines Elternteiles können Familien an die Armutsgrenze führen.
Deswegen müssen Kinder- und Jugendeinrichtungen, wie z. B. die Kitas und Schulen, in sozial benachteiligten Stadtteilen besonders gefördert werden. Dies gilt sowohl für die Sach- als auch gerade für die Personalausstattung.
Die auf Antrag der SPD an allen Gütersloher Grundschulen installierte Schulsozialarbeit ist ein erster, bedeutender Schritt in diese Richtung.
Wir wollen die sozialen Frühwarnsysteme fortführen sowie das Gütersloher Bündnis für Erziehung weiterentwickeln und ausbauen. Damit können Risiken im Bereich der Kindererziehung rechtzeitig erkannt sowie ihnen gegengesteuert werden.
Mit der auf Antrag der SPD eingeführten Sozialberichterstattung werden wir aktuelle Aussagen erhalten, wo und in welcher Form Maßnahmen zu ergreifen sind. Wenn sich hieraus ergibt, dass zusätzliche finanzielle Mittel in die Hand zu nehmen sind, werden wir das tun. Prävention vermeidet viel höhere Folgekosten und – das ist viel wichtiger – sie gibt jungen Menschen zum frühestmöglichen Zeitpunkt die Chance, einen positiven, zukunftsorientierten Weg einzuschlagen.
2.5. Freizeit- und Aufenthaltsqualität in der Stadt für Kinder und Jugendliche
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene haben eigene Erwartungen und Ansprüche an die Aufenthaltsqualität in ihrer Stadt. Wir wollen, dass Gütersloh eine attraktive und lebenswerte Stadt für junge Menschen ist.
Wir wollen die Kinderspielplätze in Gütersloh weiterentwickeln. Erhalt und Instandsetzung reichen nicht aus.
Wir brauchen neue Angebote und eine kontinuierliche Modernisierung, bei der auch die Inklusion mitgedacht wird. An den Planungsprozessen von Spielplätzen wollen wir Kinder direkt beteiligen.
Ehrenamtliche Spielplatzpaten übernehmen die Funktion als Ansprechpartnerinnen und -partner für Kinder und Jugendliche auf je einem Spielplatz. Sie schlichten Konflikte, melden Schäden und auch Wünsche und Ideen der Spielplatznutzerinnen und -nutzer. Eine Vereinbarung mit dem Jugendamt und ein regelmäßiges Patentreffen als Austauschbörse sind Voraussetzungen.
Die Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten müssen dabei auf die verschiedenen Altersgruppen ausgerichtet sein. Neben Spielplätzen im traditionellen Sinne sind z. B. Bolzplätze oder auch andere Sportmöglichkeiten (z. B. Parcours-Gelände, Skate-Möglichkeiten, Calisthetics-Anlagen oder eine Boulderhalle) zentral wie auch dezentral zu schaffen, zu erhalten und weiterzuentwickeln. Wie auch bei den Kinderspielplätzen sind Jugendliche an der Planung zu beteiligen.
Gleiches gilt für andere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, sei es in Jugendfreizeiteinrichtungen, Kultureinrichtungen (à Kapitel 7.1) oder beispielsweise einer weiteren Diskothek. Dabei ist es Aufgabe der Stadt, für privatwirtschaftliche Angebote die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Dies bedeutet auch stärker als bisher in Konflikten zwischen Anwohnerinnen und Anwohnern und Veranstaltenden aktiv zu werden, um bestehende Angebote nicht zu stark einzuschränken. Besonders jungen Menschen fehlt aktuell in Gütersloh eine Möglichkeit, private Feiern außerhalb des Elternhauses zu veranstalten.
Wir wollen daher auch ein Raumangebot schaffen, welches junge Menschen für private Feiern, etwa Geburtstage, mieten können. Dieses sollte zwingend gut erreichbar sein und zu einem günstigen Preis vermietet werden.
Auch möchten wir erneut prüfen, den Baggersee in Blankenhagen als einen echten Badesee auszubauen und öffentliche Grillplätze in Parks zu schaffen. Gerade junge Menschen brauchen außerdem einen ÖPNV, der auch spät abends noch nutzbar ist (à Kapitel 4.4).