
von Jeanette Salzmann
Vor einem Jahr hat die Schulpflegschaft der Grundschule Isselhorst öffentlich Alarm geschlagen aufgrund der sich deutlich verschlechternden Sauberkeitsstandards in der Grundschule. Klebrige Fußböden, Spinnweben allerorts, unzureichend gereinigte Klassenräume, kein Klopapier in kindlicher Griffweite sowie ganze zwei Toiletten während der Unterrichtsund Nachmittagszeit für rund 150 Mädchen. 1.000 Unterschriften wurden der Bürgermeisterin mit
der Aufforderung überreicht, die Situation zu verbessern. Es folgten Elterninformationsabende, politische Diskussionen und – natürlich – wurde zur Erörterung der Gesamtsituation seitens der Stadt ein Arbeitskreis eingerichtet.
Das Ergebnis folgte Ende 2014: Die Stadt stellt fortan einen Etat über 50.000 Euro für Sonderreinigung in allen Gütersloher Grundschulen pro Jahr zur Verfügung, um die Situation zu verbessern. Bei insgesamt 17 Gütersloher Grundschulen macht das unterm Strich 2.900 Euro pro Schule. „Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein“, kommentiert Schulrektorin Claudia Damian. Um die Gebäude in einem guten Gesamtzustand zu halten, bedürfe es einer guten kontinuierlichen Pflege. Die Reinigungsfima hat inzwischen gewechselt. Die Probleme sind geblieben. „Die Frauen können das nicht schaffen“, sagt Damian nicht ohne Verzweiflung. Es mangele den Reinigungskräften an ausreichend Zeit, um die zahlreichen Vorgaben aus dem Putzkatalog sorgfältig abarbeiten zu können. Der Hausmeister mache bisweilen mehrfach in der Woche Meldung bei der Stadt, um Defizite aktenkundig zu machen. Er folgt damit einer Aufforderung der Stadt, die mit dem Hausmeister-Meldesystem erklärtermaßen mehr Kontrolle in das System bringen will. Anders ist der Erfüllung der abgeschlossenen Werkverträge mit den externen Dienstleistern nicht beizukommen.
Ebenfalls nicht gelöst sind die Probleme mit der Mädchentoilette. „Das lässt sich doch baulich schnell beheben“, kommentierten die zuständigen Beamten öffentlich, als auf einem Elternabend vor einem Jahr die Situation der Mädchenklos angesprochen wurde. Zwei Toiletten sind im Innenbereich der Schule, die restlichen im Außenbereich – diese werden aus Sicherheitsgründen nur in den Pausen geöffnet, um die Mädchen nicht in den unbeaufsichtigten Außenbereich auf die Toilette zu schicken. „Ein unhaltbarer Zustand“, findet Schulleiterin Claudia Damian die Zahl der Mädchentoiletten gemessen an der Zahl der Schülerinnen. Ein einfacher Durchbruch würde genügen, um die Situation zu beenden. Doch auf Nachfrage der Schulpflegschaft wissen dieselben Beamten lange Zeit nicht um den Stand der baulichen Maßnahme, die sie leichtfertig zugesagt hatten. Inzwischen gilt die Baumaßnahme gar als nicht durchführbar aufgrund baulicher Vorgaben.
Von der Stadt unbeantwortet bleiben derzeit auch die Bitten der Schulleitung um Hilfe im EDV-Bereich. Sämtliche Computer sind ausgestattet mit dem veralteten Betriebsprogramm Windows XP. „Unsere Rechner sind nicht mehr Windows 7 fähig“, erklärt Schulleiterin Damian. „Wir bezahlen Lizenzen für Lernprogramme, die gar nicht mehr dargestellt werden können.“ Folgerichtig müsse die Hardware komplett ausgetauscht werden. „Aber das können wir als Schule keinesfalls bezahlen“, sagt Damian, die einen jährlichen Schuletat in einem niedrigen vierstelligen Bereich verwaltet.
Der Kreis Gütersloh ist Begründer des Computer-Passes, den alle Viertklässler absolvieren. Mehr Schein als sein, denn alles, was Kinder am Computer können sollten, geht an der GS Isselhorst gar nicht mehr. Damian: „Internet-Recherche oder Kinderlexikon funktionieren auf unseren Geräten leider nicht mehr.“
Zebrastreifen für Schulkinder
Die Fraktionen von SPD und BfGT haben einen Fußgängerüberweg für die Niehorster Straße in Isselhorst beantragt. Die Querungshilfe soll die Grundschule Isselhorst und die städtische Kindertagesstätte mit dem Wohngebiet auf der anderen Straßenseite (Richtung Hollerfeldweg) verbinden. Es ist der Schulweg zahlreicher Kinder, die etwa im Silberweg, Titanweg etc. wohnen. Im Zuge städtischer Bemühungen, die Schulwege in ganz Gütersloh zu sichern, sei das eine Option, finden die Sozialdemokraten sowie die Bürger für Gütersloh.
Tempo 30 bringt mehr Sicherheit
Manch ein Autofahrer mag sich gewundert haben, anderen ist es bis heute noch nicht aufgefallen: seit März ist die 30er Zone entlang der Grundschule um rund 100 Meter ausgeweitet worden. Tempo 30 beginnt nicht mehr an der Kreuzung Haller Straße/Niehorster Straße, sondern in Höhe der Straße „Auf dem Felde“. Somit soll gewährleistet werden, dass Autofahrer ihre Geschwindigkeit rechtzeitig drosseln und eine Gefährdung der Schulkinder durch zu schnelles Fahren gemindert wird. Die Maßnahme basiert auf einer politischen Eingabe.
MEINUNG
Jeanette Salzmann
Es ist kein Isselhorster Problem. Es ist eines, das sich über ganz Gütersloh zieht. Die Grundschulen sind konsequent unterfinanziert. Seit Jahren zahlen Eltern bis zu 10 Euro pro Halbjahr für „Kopiergeld“, weil der Schuletat nicht ausreicht, um solche Kosten zu schultern. PC können aus Kostengründen für die Schülerschaft nicht angeschafft werden oder sie liegen – wie bei der Grundschule Große Heide – unformatiert bei der Stadt Gütersloh und werden ein Jahr lang nicht ausgeliefert. Es steht wohl zu vermuten, dass alle Schüler ihre Medienkompetenz an den häuslichen Geräten deutlich besser trainieren als im Unterricht. Somit wird Schule schon von den Kleinsten als rückständig wahrgenommen. Ein bisschen wie Oma und Opa, die von den Jüngsten – gemessen an der Digitalisierung mit Smartphones und Tablets – bei technischen Entwicklungen gern belächelt werden. Die Stadt schafft es nicht, ihre schulischen Problemfelder EDV Support, Offener Ganztag, Reinigung und Inklusion abzuarbeiten. Sie schafft es nicht einmal, die Zusagen einzuhalten und dafür zu sorgen, dass ausreichend Mädchenklos vorhanden sind. Es ist kein Isselhorster Problem. Die Grundschule Pavenstädt hat ihren OGS-Betrieb einst für 50 Kinder konzipiert. Heute sind es 110. Es mangelt an Räumen, Standards und Perspektive – und zwar an allen 17 Grundschulen!