Viel Raum für Neues

Planungen für das Gelände des Flughafens – Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen erwünscht

Bis Ende 2016, so der derzeitige Planungsstand, werden die britischen Soldaten das Flughafengelände an der Marienfelder Straße in Pavenstädt verlassen. Einige Jahre später – beginnend ab 2018, bis spätestens 2020 – werden auch die Mansergh Barracks an der Verler Straße leer stehen.

Der Abzug der britischen Streitkräfte bringt große Herausforderungen für die Stadt Gütersloh mit sich: Es bestehen langjährige Freundschaften, Beziehungen und deutsch-britische Familien, die ihren Lebensmittelpunkt bislang in Gütersloh haben. Viele typisch englische Feste auf dem Flughafengelände wie beispielsweise der Guy-Fawkes-Day, sportliche Ereignisse wie der britische Marathon haben das Kulturleben in Gütersloh bereichert. Im Einzelhandel und in der Gastronomie wird der Abzug deutliche Spuren hinterlassen. Im ganzen Stadtgebiet wird eine große Anzahl von Wohnungen frei, die von den britischen Streitkräften und ihren Familien zurzeit noch genutzt werden. Politik und Verwaltung sind dringend aufgerufen, Konzepte zu entwickeln, wie die freiwerdenden Flächen in der Zukunft genutzt werden sollen.

„Unser zentrales Anliegen ist es, auf dem Gelände des Flughafens ganz zeitnah Gewerbeflächen zu entwickeln. Der Bedarf dafür ist da, Anfragen können zu einem guten Teil nicht befriedigend beantwortet werden, weil in Gütersloh in den vergangenen Jahren keine Einigung erzielt werden konnte, an welcher Stelle sich auch größere Gewerbebetriebe niederlassen können“, erläutert Matthias Trepper als Sprecher im Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Immobilienwesen das vorrangige Ziel der Gütersloher SPD. Denn ihm ist klar: „Nur wenn wir Raum anbieten können für Betriebe und Unternehmen, wird es gelingen, Arbeitsplätze in Gütersloh zu halten und auszuweiten und damit auch weiterhin ein attraktiver Wohnort zu bleiben.“ Arbeitsplätze in erreichbarer Nähe böten Perspektiven. Und auch für die Stadt – finanzen ist die Ansiedlung von Unternehmen wesentlich, da diese ihre Gewerbesteuer am Unternehmenssitz erbringen.

Die Entwicklung eines Gewerbegebietes auf dem Flughafengelände ist aus Sicht der Gütersloher SPD daher ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. „Diesen Schritt möchten wir jedoch nicht alleine gehen, sondern in konstruktiver Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen Harsewinkel und Herzebrock-Clarholz“, betont Matthias Trepper. Solitäre kleine Gewerbegebiete, die jede Kommune für sich alleine entwickelt, seien nicht mehr zeitgemäß. Gemeinsam könne man ein attraktives Raumangebot und zugleich verschiedene verkehrliche Anbindungen schaffen. Auf Initiative von Trepper wurden daher auf der SPD-Parteiebene bereits seit langem die Kontakte zu den Nachbargemeinden ausgebaut und das Thema eines gemein samen Gewerbegebietes erörtert. Auch eine gemeinsame Besichtigung der zurzeit noch militärisch genutzten Flächen hat es bereits gegeben. Gemeinsam kann es gelingen, den Standort „Flughafen gelände“ gut, sinnvoll und erfolgreich zu gestalten. „Bei dieser Entwicklung können auch visionäre Überlegungen nicht schaden, um die Marktchancen, aber auch die Akzeptanz dieses Gewerbegebietes zu erhöhen“, betont Trepper.

Eine Besonderheit des Geländes am Flughafen ist das Naturschutzgebiet, das sich dort im Laufe der vergangenen Jahre entwickelt hat. In einer intensiven Begutachtung hat sich herausgestellt, dass sich trotz des Flug- und Militärbetriebes dort seltene Pflanzen- und Tierarten ansiedeln konnten. Die Landschaft ist in dieser Form absolut erhaltenswert.

„Wir sehen diese Entwicklung als ein besonderes Geschenk an. Die Gegend um den Emsverlauf wird bereits jetzt als Naherholungsgebiet und für naturverträgliche Freizeitmöglichkeiten genutzt. Dies möchten wir erhalten und die Erfahrung von Natur und Naturschutz greifbar machen“, stellt Thomas Krümpelmann, planungs- und umweltpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, heraus. Jede Gewerbeentwicklung auf dem Gelände müsse daher im Einklang mit dem Naturschutz und mit Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten für die Bürgerinnen
und Bürger erfolgen.

Das Kasernengelände an der Verler Straße gerät neben dem großen Flughafengelände ein wenig in den Hintergrund. Es wird zudem erst einige Jahre später frei. Mit seinem historischen Baubestand und der Lage direkt an der Dalke sei es optimal geeignet für eine gemischte Nutzung, erklären die beiden SPD-Politiker Trepper und Krümpelmann. „Familienfreundliche Wohnungen in Verbindung mit Entwicklungschancen für junge Unternehmen – damit wollen wir in Gütersloh nicht zuletzt zukunftsfähige Arbeitsplätze schaffen“, unterstreicht Trepper.

In den kommenden Jahren werden viele Wohnungen im Stadtgebiet frei werden, da sie von den britischen Streitkräften und Familien nicht mehr genutzt werden. Es handelt sich dabei zum Teil um private Wohnungen, zum Teil um öffentliches Eigentum, das von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) verwaltet wird. Die Gütersloher SPD möchte diesen freiwerdenden Wohnraum nicht einfach „dem Markt“ überlassen. „Wir möchten verhindern, dass Großinvestoren hier schnelles Geld wittern und sich die Filetstücke sichern, um sie hochpreisig anzubieten. Wir sehen bei den freiwerdenden Wohnungen vor allem die Chance, für junge Familien, aber auch für Seniorinnen und Senioren, attraktive und erschwingliche Wohnmöglichkeiten zu schaffen“, erklärt Matthias Trepper. So könne man Gütersloh noch attraktiver machen und auf diese Weise gerade auch Antworten auf den demografischen Wandel in Gütersloh entwickeln. Ziel ist es daher, dass die Stadt über eine noch zu gründende Wohnungsgesellschaft so weit wie möglich von dem Vorkaufsrecht für die Wohnungen im Stadtgebiet Gebrauch macht und sie so gezielt vermarkten kann. „Wir möchten die Entwicklungen steuern und uns hier nicht das Heft des Handelns aus der Hand nehmen lassen“, so Trepper.

Die SPD Gütersloh stehe für einen mutigen und kreativen Umgang mit den Herausforderungen, die mit dem Abzug der britischen Streitkräfte auf uns zu kommen. „Wir sehen darin durchaus auch große Chancen für die Zukunft unserer Stadt. Dabei haben wir uns von Anfang an dafür stark gemacht, dass die Bürgerinnen und Bürger in den Prozess und in die Ideenentwicklung mit einbezogen werden“, so Thomas Krümpelmann. In mehreren Bürgerworkshops wurden bereits viele Anregungen, Fragen und auch Bedenken zur weiteren Entwicklung aufgenommen. Der Prozess der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger dürfe jedoch an dieser Stelle nicht enden. Auch im weiteren Verlauf sei dazu ausreichend Raum anzubieten. „Das Nebeneinander von Naturschutz, Freizeitmöglichkeiten und Gewerbe/Industrie ist eine Herausforderung, für die jede konstruktive Idee willkommen ist“, erklärt der SPD-Politiker. Und Matthias Trepper betont: „Wir meinen: aktives Gestalten ist hier gefragt, kein Verwalten von vermeintlichen ‚Problemen’. Es ist, ohne Übertreibung, ein einmaliges Projekt, das wir in dieser Form und Ausprägung nie wieder haben werden.“