
Maria Vornholt
Im September 2014 hat sich in Isselhorst eine Bürgerinitiative gegen die Höchstspannungsfreileitung an der Holler Mühle gegründet. Sie nennt sich „BISS“ – Bürgerinitiative Isselhorst. Mitglieder sind Betroffene und Interessierte aller politischen Richtungen: „Hier ziehen wir alle gemeinsam an einem Strang!“
Mit einem großen Transparent am Ortsausgang Richtung Brockhagen macht BISS auf ihr Anliegen aufmerksam: Sie protestiert damit gegen die geplante Höchstspannungsfreileitung mit 380 000 Volt (+ 110 000 Volt), die gegenüber der ursprünglichen Planung um mehrere 100 Meter verschwenkt in Richtung Dorf gebaut werden soll. Dadurch liegt eine Wohnsiedlung in Isselhorst mit über 500 Bewohnern nun im direkten Gefahrenbereich der Höchstspannungsfreileitung.
Nur 20 Kilometer weiter, in Niedersachsen, gibt es eine gesetzliche Grundlage, die hilft, die Menschen vor der gefährlichen elektromagnetischen Strahlung zu schützen: Jede Höchstspannungsleitung muss dort 400 Meter Abstand zu Wohnsiedlungen und 200 Meter Abstand zu Einzelgehöften haben. In NRW ist diese Regelung nur geplant und kommt für diese Leitung in Isselhorst vielleicht zu spät.
Alle reden von der Energiewende. Dazu gehört dann auch, dass neue Stromtrassen erforderlich sind. Aber dies muss doch verantwortungsvoll geplant und es darf nicht die Gesundheit der Menschen gefährdet werden. Maria Vornholt, die Sprecherin der Bürgerinitiative: „Wenn ein Kind an Leukämie erkrankt, weil es unter oder neben einer Stromtrasse leben muss, dann ist das ein Kind zu viel!“ Die beste Lösung in dieser Situation ist eine Erdverkabelung. Dadurch werden die Emissionen elektromagnetischer Felder auf ein Minimalmaß reduziert und selbst Einzelgehöfte liegen dann nicht mehr im gefährdeten Bereich.
Mit ihren Aktionen hat BISS schon viel erreicht. Sowohl der Rat der Stadt Gütersloh als auch der Umweltausschuss des Kreises Gütersloh unterstützten das Anliegen der Bürgerinitiative und fassten einstimmige Beschlüsse, die die Bürgermeisterin der Stadt Gütersloh bzw. den Landrat des Kreises aufforderten, sich für eine Erdverkabelung einzusetzen. Diesen Auftrag haben die Vertreter der politischen Parteien entgegengenommen und bereits erste Verhandlungen mit dem Netzbetreiber geführt, der Firma Amprion, und auch Kontakte hergestellt zum Bundeswirtschaftsministerium, das die Erdverkabelung in Isselhorst möglich machen muss. Mitte Juni werden BISS-Mitglieder nach Berlin fahren und Gespräche mit dem Wirtschaftsministerium in dieser Angelegenheit führen.
Auch wenn manche Nachricht ein Rückschlag zu sein scheint, so ist sich die Bürgerinitiative einig: Wer nicht mehr kämpft, der hat schon verloren!
MEINUNG:
Volker Theimann
Die Energiewende ist eines der großen Zukunftsthemen, nicht nur bei uns, sondern weltweit. In Deutschland ist sie – Gott sei Dank – verknüpft mit dem längst überfälligen Ausstieg aus der Atomindustrie. Dieses Umdenken der politisch Verantwortlichen hin zu mehr nachhaltigem Klimaschutz stößt in der Bevölkerung auf breite Zustimmung, trotz der damit verbundenen hohen Investitionen und sogar trotz eventuell zumindest kurzfristig steigender Strompreise. Diese Zustimmung darf nicht durch eine unsensible, manchmal sogar rücksichtslose Planung bei den erforderlichen Höchstspannungsleitungen aufs Spiel gesetzt werden. Die Tatsache, dass bei uns in Nordrhein-Westfalen die gesetzliche Grundlage für Mindestabstände zu den neuen Superstromtrassen bisher noch fehlt, kann und darf nicht dazu führen, dass man hier einzig nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten ohne Rücksicht auf die Gesundheit und Lebensqualität der betroffenen Menschen baut. Deshalb ein freundlicher Gruß und eine dringende Bitte an die Genossen in Fraktion und Regierung in Düsseldorf: Schafft so schnell wie möglich ein Gesetz, das die Anlieger der Stromtrassen wirksam schützt und ihre Rechte definiert. Denn hier bei uns in Isselhorst wie überall dort, wo Wohngebiete überplant werden müssen, gibt es ein gute, technisch problemlos realisierbare Lösung für die Verlegung der Superleitung, die übrigens längst nicht so teuer ist, wie oft behauptet: Ab in die Erde!