Gütersloh (jed). Zu einer Diskussion rund um die lokale Flüchtlingssituation hatte der SPD-Ortsverein Gütersloh Dienstagabend eingeladen. Rund zweieinhalb Stunden debattierten Besucher und Podiumsteilnehmer. Ein „Frontalappell mit Fragen und Anregungen“ fasste der Moderator und SPD-Stadtverbandsvorsitzende Matthias Trepper den Abend zusammen.
Der Andrang von mehr als 110 Bürgern war groß. „Entweder ist das Thema so aktuell, oder die SPD-Mitglieder freuen sich einfach auf das Wiedersehen“, so Bürgermeisterkandidat Matthias Trepper. Wie sehr die Thematik den Zuhörern und Podiumsmitgliedern Stefan Sudeck-Wehr (Diakonie Gütersloh), Thorsten Klute (SPD-Staatssekretär für Integration des Landes NRW), Joachim Martensmeier (Leiter Geschäftsbereich Bildung, Jugend, Familie und Soziales bei der Stadt Gütersloh) und Ernst Klinke (Arbeitskreis Asyl der Evangelischen Kirche) unter den Nägeln brannte, zeigte sich im Lauf der Debatte.
Thorsten Klute unterstrich, wie sehr die Themen Zuflucht und Integration auch zu einer Herausforderung für Bund, Land und die Kommunen werden. Laut Klute suchten im Jahr 2014 rund 200 000 Menschen Zuflucht in Deutschland. 40 000 davon wurden auf Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen verteilt. Bei der Stadt Gütersloh gehe man laut Joachim Martensmeier mit der derzeitigen Situation „sehr unaufgeregt“ um. Nach seinen Angaben leben derzeit 342 Menschen mit Leistungsansprüchen nach Asylrecht sowie 206 Flüchtlinge in Gütersloh.
Problematisch sei oft die Kürze der Zeit zwischen der Aufnahme und den längerfristigen Aufgaben wie Kinderbetreuung, Schule, Bildung oder Spracherwerb. Joachim Martensmeier: „Der Not geschuldet, erreichen uns Nachrichten über neue Zuweisungen oft erst 24 oder 36 Stunden vorher“. Auf Notunterkünfte oder Containerlösungen solle nach Aussage Martensmeiers dennoch möglichst verzichtet werden. Stefan Sudeck-Wehr richtete seinen Blick auf den sozialpädagogischen Aspekt: „Es geht um sozialen Beistand. Jeder hat seine besondere Geschichte. Die Menschen sind oft traumatisiert, haben nichts, an dem sie sich freuen können“. Viel Hoffnung setzt er in die im Aufbau befindliche Flüchtlingsberatungsstelle.
Als „Aufrüttler“, so Matthias Trepper, lege Ernst Klinke vom Arbeitskreis Asyl immer wieder den Finger in die Wunde und mahne das Problem der oft nicht ausreichenden Zahl von Sprachkursen und deren Bezahlung an. Aus dem Publikum kam die Anregung, Sprachpaten zu gewinnen, die sich um Flüchtlinge kümmern. Eine Zuhörerin war sich sicher: „Es hat noch nie eine so hohe Zahl von Ehrenamtlichen gegeben, die sich einsetzen wollen. Die Stadt sollte dieses Potenzial nicht vergeuden“.