
Von eike j. horstmann
Gütersloh. Anfang Oktober 2013 gab Bürgermeisterin Maria Unger (SPD) bekannt, dass sie nach zwei Jahrzehnten im Amt nicht wieder als Spitzenkandidatin antreten wird. Fast ein Jahr nach dieser Ankündigung und ein Jahr vor dem Urnengang steht ein möglicher Nachfolger für sie fest. Matthias Trepper, Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes, verkündete seinen Genossen am Mittwochabend, dass er im September 2015 Bürgermeister von Gütersloh werden will.
"Es ist meine Absicht, zu kandidieren", sagt der 46-Jährige, dessen Bewerbung jetzt von einer eigens für die Bürgermeisterkandidatur der SPD eingerichteten Findungskommission bewertet wird. Dass er seine Ankündigung unmittelbar vor den turnusmäßigen Vorstandswahlen der Stadtverbandsversammlung machte, sei volle Absicht gewesen – auch auf die Gefahr hin, dass etwaige Gegner seiner Kandidatur ihn bei der Wiederwahl zum Vorsitzenden abgestraft hätten. "Die Reaktion war aber offensichtlich nicht negativ", sagt Trepper, der mit rund 90 Prozent in seinem Amt bestätigt wurde.
"Das war ein guter Vertrauensbeweis", sagt auch Thomas Ostermann, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion und Leiter der seit knapp einer Woche aktiven Findungskommission. Treppers Bewerbung sei die erste, die vorliege. Bis zum 3. Oktober hätten weitere potenzielle Kandidaten Gelegenheit, ebenfalls ihren Hut in den Ring zu werfen. Dann werde das aus dem Stadtverbandsvorstand, den Vorsitzenden der Ortsvereine, der Bürgermeisterin und Ostermann als Fraktionsvorsitzendem bestehende Gremium dem Stadtverbandsvorstand eine Empfehlung geben. Die sei an bestimmte Kriterien gebunden, wie Ostermann erläutert. "Der Kandidat oder die Kandidatin sollte führungserfahren, leistungsorientiert und sozial kommunikativ sein." Zudem müsse sie oder er vom Wähler akzeptiert werden und die Werte der SPD "vertreten und verteidigen". "Außerdem sollte das Amt mit der Perspektive einer oder zweier Wiederwahlen angegangen werden", so Ostermann. "Wir wollen keine Eintagsfliege." Auf Trepper träfen viele dieser Kriterien zu, weshalb er dessen Bewerbung ausdrücklich begrüße. Letztlich gebe die Findungskommission jedoch nur einen Vorschlag ab. Sollten sich mehrere Kandidaten finden, würden sich diese im Oktober den Ortsvereinen vorstellen. Die letztlich bindende Entscheidung über die Kandidatur werde voraussichtlich erst im November bei einer weiteren Stadtverbandsversammlung fallen. "Und selbst da kann noch jemand aufstehen und sich bewerben", so Ostermann. "Wir wollen eine möglichst transparente Entscheidung und die Partei breit einbinden."
Ein "für die Mitglieder sauberes Verfahren" wünscht sich auch der SPD-Kreisvorsitzende Hans Feuß, der Treppers Bewerbung und auch den dafür gewählten Zeitpunkt ebenfalls begrüßt. "Er ist ein guter Mann, den man in Gütersloh kennt. Er ist gut vernetzt", sagt der Landtagsabgeordnete. Trepper habe die Unterstützung der Partei und der Bürgermeisterin, was sehr wichtig sei. Sollte die Bewerbung erfolgreich sein, räumt Feuß Trepper ordentliche Chancen auf die Wahl zum Bürgermeister ein: "Die Aussichten sind gut, und die Partei würde sich für ihn die Hacken ablaufen." Eine Unbekannte in der Rechnung bleibe laut Feuß aber die politische Konkurrenz. "Mal sehen, wen die CDU ins Rennen schickt."
Die beschäftigt sich laut dem Vorsitzenden der CDU-Ratsfraktion, Heiner Kollmeyer, intensiv mit dem Thema. "Wir wollen uns noch in diesem Jahr positionieren." Davon, dass die SPD nun den ersten Schritt gemacht habe, wolle sich die Union jedoch nicht unter Druck setzen lassen. Kollmeyer zeigte sich von Treppers Kandidatur nicht überrascht – gleichwohl er sich mit Blick auf dessen schlechtes Abschneiden bei der Kommunalwahl auch nicht gewundert hätte, wenn sich die SPD letztlich anders entscheiden würde. "Er ist in den vergangenen Jahren an verschiedenen Stellen aktiv geworden, um sich bekannter zu machen", sagt der Christdemokrat, der in den Reihen der Gütersloher SPD "auch keinen anderen Kandidaten gesehen" habe. Persönlich schätzt er Trepper als fairen Ratskollegen. "Fachlich kann ich ihn allerdings nur wenig beurteilen", so Kollmeyer.