Maria Unger tritt 2015 nicht mehr an

v.l.n.r.: Th. Ostermann, M. Unger, M. Trepper

Von unserem Redaktionsmitglied Gerrit Dinkels
Gütersloh (gl). Bürgermeisterin Maria Unger (60) bleibt bis zum Ende der Wahlperiode im Oktober 2015 im Amt. Danach will sie sich nicht zur Wiederwahl stellen. Das teilte die Sozialdemokratin am Mittwoch mit.
„Ich bin nicht amtsmüde“, versicherte Maria Unger. „Ich gehe immer noch jeden Tag gern ins Büro.“ Wichtige Projekte wie die Konversion britischer Militärliegenschaften, neue Gewerbeflächen sowie die Schaffung von Kinderbetreuungsplätzen wolle sie noch weiter begleiten.
Aber in zwei Jahren sei sie 63 und es an der Zeit, einem Jüngeren mit neuen Visionen Platz zu machen. Der Entschluss sei vor der Bundestagswahl im Familienkreis gefasst worden. „Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, aber dieses Amt ist ein Amt auf Zeit. Das war mir immer bewusst“, sagte die 60-Jährige vor der Presse. Wahltaktische Überlegungen und die Aussichten bei einer erneuten Kandidatur hätten keine Rolle gespielt. Ebenso wenig das Abschneiden der SPD bei der Bundestagswahl.
Das Stadtoberhaupt machte keinen Hehl daraus, dass das Amt auch seinen Tribut fordere. Es beanspruche sie sieben Tage und 70 bis 80 Stunden pro Woche. Sie zitierte einen früheren Amtskollegen, der einmal sagte: „Ein Bürgermeisterjahr zählt doppelt.“
In der vergangenen Woche habe sie die Partei und den Verwaltungsvorstand informiert. Die Mitarbeiter im Rathaus erfuhren am Mittwoch per Hausmitteilung von den Plänen ihrer Verwaltungschefin. Die Partei respektiert die Entscheidung und hat offenbar nicht versucht, ihr Aushängeschild umzustimmen. „Nach so vielen Jahren anstrengender Arbeit ist das etwas, was die Bürgermeisterin allein entscheiden kann“, sagte der Fraktionsvorsitzende Thomas Ostermann. Es sei auch eine Kunst, im richtigen Moment aufzuhören. Partei und Verwaltung hätten jetzt noch ausreichend Zeit, sich darauf einzustellen.
Wer 2015 für die SPD ins Rennen gehe, diese Frage werde nach der Kommunalwahl im nächsten Jahr erörtert, sagte der Stadtverbandsvorsitzende Matthias Trepper. Ostermann: „Im Sinne von ,Das Wir entscheidet’ werden wir den richtigen Kandidaten finden.“ Die Partei entscheide.
Das rechtlich mögliche Vorziehen der Wahl auf das Datum von Kommunal- und Europawahl am 25. Mai 2014 sei für sie nicht in Frage gekommen, sagte Maria Unger: „Ich bin von den Bürgern bis 2015 gewählt. Diesen Wahlauftrag will ich erfüllen.“
Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) hat angekündigt, auf jeden Fall wieder kandidieren zu wollen. Ob er das 2015 oder im Mai 2014 tut, ließ er auch gestern offen. Die Entscheidung werde er nach den Herbstferien bekanntgeben. Der Herzebrock-Clarholzer Bürgermeister Jürgen Lohmann (CDU) macht bis 2015 weiter und tritt dann nicht mehr an.
Hintergrund
Maria Unger ist seit 1999 hauptamtliche Bürgermeisterin in Gütersloh. Zuvor war sie seit 1994 ehrenamtliche Bürgermeisterin, damals noch von einer rot-grünen Ratsmehrheit gewählt. Damit ist sie eines der dienstältesten Stadtoberhäupter in Nordrhein-Westfalen und im Kreis Gütersloh neben Klaus Besser (SPD), Bürgermeister in Steinhagen, am längsten im Amt.
Bei der Kandidatenkür zur ersten Direktwahl setzte sie sich in einem Mitgliederentscheid klar gegen den damaligen Ersten Beigeordneten und Kämmerer Dr. Klaus Wigginghaus durch. Bei der Wahl 1999 bekam sie 54,9 Prozent der Stimmen. Zweimal, 2004 und 2009, wurde die Sozialdemokratin wiedergewählt, zuletzt mit noch 42,8 Prozent und einem knappem Vorsprung vor ihren Herausforderer, CDU-Fraktionschef Heiner Kollmeyer. Maria Unger stammt aus Trier, kam 1977 mit ihrem Mann nach Gütersloh, arbeitete bei der Deutschen Bahn, hat zwei erwachsene Kinder und mittlerweile zwei Enkel im Alter von dreieinhalb Jahren und sieben Wochen. (din)