Wie das Arbeitsamt zum Exportmodell wurde

Gütersloh (NW). Menschen gestalten Veränderung. So auch Christiane Schönefeld, die seit 2004 den Umbau der Arbeitsämter in Nordrhein-Westfalen zur Arbeitsagentur umgesetzt hat. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Brandner hatte die Chefin der NRW-Arbeitsagentur im Rahmen seiner Gesprächsreihe „Brandner trifft . . .“ zu Gast im Gütersloher Hotel Holiday Inn. „Frau Schönefeld steht für einen gelungenen Reformprozess. Auch heute gibt sie sich nicht mit den Leistungen der Vergangenheit zufrieden, sondern spricht bestehende Probleme offen an“, lobte Brandner vor gut 80 Gästen.
Der Umbau der alten Bundesanstalt für Arbeit mit den Arbeitsämtern war Teil der Hartz-Gesetze oder genauer der Agenda 2010. Denn die Behörde galt vor zehn Jahren als träge. Medien und Politik prangerten an, dass das Arbeitsamt Millionen von Arbeitslosen nicht vermittle, sondern bloß verwalte.
Dass das alte Arbeitsamt ein Sorgenkind gewesen war, bestätigte Christiane Schönefeld, die den Umbau selbst mitgestaltete. Die Juristin war ab 1995 zunächst Leiterin des Duisburger Arbeitsamtes. 1999 wechselte sie als Vizepräsidentin in das NRW-Landesarbeitsamt. Seit 2004 ist sie die Vorsitzende der Geschäftsführung der größten Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Nordrhein-Westfalen.

„Gemeinsam mit Politikerinnen und Politikern haben wir uns damals angeguckt, wie Arbeitsvermittlung in unseren europäischen Nachbarländern funktioniert“, berichtete Christiane Schönefeld. Denn die rot-grüne Bundesregierung hatte sich das Ziel gesetzt, aus dem Arbeitsamt eine leistungsfähige Vermittlungs- und Weiterbildungsagentur zu machen. Klaus Brandner, damals Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion für Arbeitspolitik, verdeutlichte das Ausmaß der ambitionierten Reformpläne: „Wir haben zweistellige Milliarden-Beträge zur Modernisierung in die Hand genommen.“ Das Ziel war, allen arbeitsuchenden Menschen eine berufliche Perspektive zu geben. Und die Arbeitsagentur sollte Zukunftsaufgaben auf dem Arbeitsmarkt „unter einem Dach und aus einer Hand “ anpacken.
Zehn Jahre nach Beginn der Reformen zog Christiane Schönefeld eine kritische, aber grundsätzlich positive Bilanz: „Wir haben nachweislich weniger Arbeitslose, kürzere Arbeitslosengeldbezugszeiten, schnellere Vermittlung in Stellen und geringere saisonale Ausschläge.“ Die deutsche Arbeitsagentur gelte international nicht mehr als Sorgenkind, sondern vielmehr als Erfolgsmodell. „Heute sind es unsere europäischen Partner, die sich an unseren Reformen orientieren.“ Aktuell interessierten sich die Niederlande und Schweden sehr für die moderne deutsche Arbeitsvermittlung. Und die Türkei habe sich erst kürzlich für das deutsche Modell entschieden.
Bestehende Probleme wollte die NRW-Chefin der Arbeitsagentur aber keineswegs verschweigen: „Das Ziel, als Agentur alle Probleme auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich anzupacken, können wir bis heute nicht erfüllen.“ Um sich zum Beispiel frühzeitig auf die Herausforderungen des demografischen Wandels einzustellen, sei die Arbeitsagentur auf Unterstützung angewiesen.

Klaus Brandner erläuterte, wie sich die amtierende Bundesregierung der Verantwortung entziehe: „Schwarz-Gelb hat die Mittel für die aktive Arbeitsmarktpolitik um mehrere Milliarden gekürzt – gerade Langzeitarbeitslose müssen darunter leiden.“ Auch bei der Frauenförderung und der beruflichen Qualifikation von Jugendlichen habe sich die CDU-geführte Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel „handlungsunwillig gezeigt“.