Klute will auch seine eigenen Wege gehen

VON ROLF BIRKHOLZ
Kreis Gütersloh. In seiner Bewerbungsrede um die Bundestagskandidatur der SPD wies Thorsten Klute auf die großen Fußabdrücke hin, die zuletzt Katrin Fuchs und Klaus Brandner als Abgeordnete hinterlassen hätten. Da müssten seine Füße noch wachsen. Aber: „Natürlich werde ich auch eigene Wege gehen.“ Die SPD-Wahlkreiskonferenz in der Stadthalle stellte den Versmolder Bürgermeister, wie schon kurz berichtet, bei nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung als ihren Kandidaten im Wahlkreis 131 Gütersloh I auf.
Die „eigenen Wege“ des 38-Jährigen könnten auch in der Europapolitik liegen. „Auch wenn – oder vielleicht besser gerade weil – Europa in diesen Tagen nicht besonders im Trend liegt, ist mir Europapolitik wichtig“, sagte der mit einer Polin verheiratete Rechtsanwalt. Europa sei viel mehr als gemeinsamer Markt, „als nur ein großer Fördermitteltopf“ oder gemeinsame Währung. „Für mich ist Europa immer noch in erster Linie Frieden.“
Vor allem aber zeigte Klute sich klassischen SPD-Themen verpflichtet. Für ihn sei eine der wesentlichen Fragen der Zeit „die nach dem Gleichgewicht der Gesellschaft, der Gerechtigkeit.“ Hier kritisierte er einseitige private Vermögenszuwächse schon Gutgestellter bei gleichzeitiger Verschuldung der öffentlichen Haushalte, forderte einen gesetzlichen Mindestlohn, ausreichende Alterssicherung, Eingrenzung der Leiharbeit.
Der Kandidat bekannte sich auch als Christ, der die Kirche „nicht nur zu Weihnachten“ besuche, der aber auch den Dialog mit Moschee und Synagoge pflege.
„Es ist wichtig, dass wir gemeinsam für mehr Gerechtigkeit in Deutschland kämpfen“, sagte Klute den Delegierten, die ihn im März in Bielefeld auch für den 1. Listenplatz der SPD in OWL vorschlagen wollen. „Wir dürfen die Vertretung des Kreises Gütersloh in Berlin nicht allein denen überlassen, die mit ihrer Ideologie ‚Privat vor Staat’ dazu beitragen, dass die Gesellschaft jeden Tag ein Stück mehr aus dem Gleichgewicht gerät.“

Zuvor hatte Klaus Brandner über seine fast 15-jährige Tätigkeit im Deutschen Bundestag Rechenschaft abgelegt. „Arbeit, Innovation und Gerechtigkeit – das waren die Leitbegriffe des Regierungsprogramms, die für mich persönlich bis heute gelten“, stellte der 63-Jährige seine Arbeit von der rot-grünen über die große Koalition bis in die Opposition in einen inneren Zusammenhang.
Brandner verteidigte auch die – in der SPD nicht unumstrittenen – so genannten Hartz-Gesetze, durch welche „die Zusammenführung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe erreicht“ worden sei. „Unser Ziel war es, den Millionen von Arbeitslosen eine neue Perspektive zu geben – und gute Arbeitsplätze zu sichern.“ Der Abgeordnete: „Und alle Maßnahmen haben sich auch von heute aus betrachtet als grundlegend richtig erwiesen“, wenn auch Anpassungen nötig seien. In Zukunft müssten aber bei solchen Reformen „Partei und Gewerkschaften besser mitgenommen werden“.
Stets sei ihm die Verbindung zwischen Berlin und dem Kreis Gütersloh wichtig gewesen, sagte Brandner. „Ich hab mich für die Menschen hier eingesetzt.“ Und an Thorsten Klute gerichtet: „Meine Unterstützung auf dem Weg nach Berlin hast du.“