18 Tage Blut und Hoffnung auf der Leinwand

Carsten Engelbrecht, Ahmed Saleh, Klaus Brandner, Matthis Haverland und Greta Maurer zeigten einen Dokumentarfilm im Bambi-Kino.
Carsten Engelbrecht, Ahmed Saleh, Klaus Brandner, Matthis Haverland und Greta Maurer zeigten einen Dokumentarfilm im Bambi-Kino.

Die Gäste des Roten Kinos der Jusos waren beeindruckt – und lauschten anschließend gespannt den Erläuterungen des ägyptischen Revolutionärs Ahmed Saleh. „Ahmed hat gemeinsam mit vielen Ägypterinnen und Ägyptern einen großen Veränderungsprozess angestoßen“, sagte Klaus Brandner.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete ist Vorsitzender der Deutsch-Ägyptischen Parlamentariergruppe und hat Ahmed Saleh nach Gütersloh geholt. Seit knapp einem Monat ist der 23-jährige Germanist in Deutschland, weil er im Rahmen eines Bundestags-Stipendiums ein Praktikum in Klaus Brandners Berliner Büro absolviert.

Vom Dokumentarfilm über die Revolution in seinem Heimatland war Ahmed Saleh sichtlich beeindruckt. „Ich stand auf dem Tahrir-Platz. Ich habe gesehen, wie Menschen, auch Freunde, starben oder schwer verletzt wurden“, sagte er, nachdem er den Kurzfilm gemeinsam mit den Jusos und Gästen im Bambi-Kino gesehen hatte. Die 18-tägige Revolution habe von der Hoffnung gelebt. Zugleich hätten die Menschen aber viel Blut und Leid ertragen müssen, weil bezahlte Schergen des Regimes über sie herfielen. Die Protestierenden wurden in der Nacht von Scharfschützen beschossen und am Tag von gewalttätigen Banden niedergeknüppelt.

Ahmed Saleh berichtete auch aus der Zeit vor der Revolution, in der Ägypten unter einem totalitären Regime gelitten hatte. Die herrschende Elite und das Militär hätten allen wirtschaftlichen Reichtum an sich gerissen. „Die ägyptische Wirtschaft war rein kapitalistisch. Sie hat keinen Platz für arme Leute gelassen“, erläuterte der Ägypter. Die Menschen hätten erst durch die Proteste ihre gemeinsamen Interessen entdeckt. „Mubarak hat uns klein und schwach gehalten. Während der Revolution haben wir uns als Volk das erste Mal selbst kennengelernt“, sagte Ahmed Saleh.

Brot, Gerechtigkeit und Freiheit – das waren die Forderungen der ägyptischen Revolution.„Wir haben die Diktatur gestürzt, aber längst noch nicht alles erreicht“, urteilte Ahmed Saleh circa anderthalb Jahre später. Klaus Brandner lobte den „großen Willen zur Veränderung“, den die Ägypterinnen und Ägypter gezeigt hätten. Der Abgeordnete äußerte die Hoffnung, dass die jungen Revolutionäre weiterhin konsequent für Freiheit und Demokratie streiten.

Obwohl bisher nur „ein Teil der Freiheit“ erkämpft worden sei, blickte Ahmed Saleh optimistisch in die Zukunft: „Die fortschrittlichen Parteien müssen sich etablieren. Dann werden sie auch vom Volk gewählt.“ Dass die Muslimbrüder und Salafisten nach dem Sturz der Diktatur so hohen Zuspruch bekamen, habe mit Vertrauen zu tun. Viele hätten diese Bewegungen nur gewählt, weil diese eine Alternative zum Mubarak-Regime darstellten. „Die Menschen werden diese undemokratischen Parteien nicht dauerhaft unterstützen. Diese Gruppen wollen keine Freiheit, sondern einen autoritären und islamistischen Staat“, sagte Ahmed Saleh.