Hans im Glück – SPD-Kandidat Feuß holt Wahlkreis 95 direkt im dritten Anlauf

von T. GÖDECKER, U. WEILAND u. H. KOSBAB

Kreis Gütersloh. Hans Feuß sah man an, dass er litt. Der SPD-Kandidat im Wahlkreis 95 sah früh eine Hochrechnung, die für ihn 37,33 Prozent der Stimmen auswies. Seine Konkurrentin Ursula Doppmeier von der CDU hatte knapp die Nase vorn – 37,55 Prozent. Dann begann das Warten und die Marter für Feuß.

Schuld war das vom Kreis angepriesene Computersystem des Aachener Dienstleisters RegioIT. Denn das lieferte Zahlen in einer Geschwindigkeit, dass man sich aus dem digitalen Zeitalter katapultiert wähnte – vor allem Feuß. Um so größer der Jubel der Sozialdemokraten, als gegen 21.30 Uhr feststand, dass Hans Feuß beim dritten Anlauf das Direktmandat gegen Ursula Doppmeier geholt hatte. Der SPD-Fraktionschef im Gütersloher Rat, Thomas Ostermann, prophezeihte früh. „Was für ein schöner Sonntag.“ Und während Feuß noch nicht glauben konnte, was seine Genossen zu wissen glaubten, stellte der Bundestagabgeordnete Klaus Brandner fest: „Hans ist durch.“

Doch das Zittern ging weiter. Schließlich ging Feuß mit 37,75 Prozent vor Ursula Doppmeier (36,16) durchs Ziel. „Zwischen Hoffen und Bangen ist es glücklich ausgegangen“, sagte Feuß. „Wir haben es verdient, weil wir einen fantastischen Wahlkampf gemacht haben.“

Doppmeier tat sich den Stress nicht an. Als letzte aller Kandidaten erschien sie in der Wahllobby. Sie sei enttäuscht, dass sie nach 5.000 Hausbesuchen im Wahlkampf nicht direkt in den Landtag einziehe: „Das tut schon weh.“ Trotzdem wird sie ihm angehören. Der Listenplatz 9 bringt sie nach Düsseldorf. Über die Liste (Platz 15) kommt auch Wiebke Brems in den Landtag, so das drei Angeordnete den Wahlkreis 95 dort repräsentieren werden. Feiern konnten auch Grüne, Piraten und Liberale, während die Linken wohl ahnten, dass ihre Zukunft die außerparlamentarische Opposition ist. Im Kreishaus suchte man die Sprecher der Partei vergebens.
Obwohl den Christdemokraten schon zu Beginn der Wahlparty im Kreishaus das Lächeln vergangen war, einen strahlenden Sieger hatten sie dennoch in ihren Reihen: André Kuper. Sein Erststimmenergebnis lag immer deutlich vor den Zweitstimmen für die CDU. Mit knapp 50 Prozent der Stimmen holte der Rietberger Bürgermeister den Wahlkreis 96 (Gütersloh III) direkt. Mit 28,22 Prozent landete Widersacher Jochen Gürtler (SPD) abgeschlagen auf Platz zwei. Zufrieden schien auch Volker Brüggenjürgen, der 9,61 Prozent der Stimmen für die Grünen geholt hatte. Jonas Aust (Piratenpartei) kam auf 5,92 Prozent, Thorsten Ruppel (FDP) kam auf 4,15 Prozent und Bernd Bauer (Linke) auf 1,62 Prozent.
Seinen Erfolg von 2010 wiederholen konnte Georg Fortmeier (SPD). Im Norden des Kreises Gütersloh holte er 42,4 Prozent – und vergrößerte den Abstand auf die CDU mit Hendrik Schäfer auf fast zehn Prozent.