Militärflächen locken Betriebe

von Rolf Birkholz:
Gütersloh. Der Rückzug war überraschend gekommen. 1993 kündigten die Amerikaner an, ihren Luftwaffenstützpunkt Bitburg aufzugeben. Schon zehn Monate später begannen sie abzuziehen. Da hat Gütersloh etwas mehr Zeit, sich darauf vorzubereiten, dass die Britischen Streitkräfte ihre hiesige Garnison verlassen wollen. Die Fraktionen von SPD und BfGT hatten zu einer Informationsveranstaltung über die Konversion, die Umwandlung militärischer Bereiche in zivil nutzbare Areale eingeladen.
Das sei „ein sogenanntes Mega-Thema, das uns noch Jahre begleiten wird“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Ostermann den rund 20 Interessierten, die in den Ratssaal gekommen waren. Man wolle „die Konversion nicht an den Menschen vorbei machen, sondern mit den Menschen zusammen“. Seit 1994 sind Stadt und Kreis Bitburg, damals einer der ersten betroffenen Standorte, mit der Umwandlung befasst – und noch nicht fertig damit.

Als Konversionsbeauftragter von Bitburg, 150 Kilometer südlich von Köln gelegen, erläuterte Helmut Berscheid die wichtigsten Schritte, die damals auch auf Neuland führten. Die Planungshoheit für das 500 Hektar große Flughafengelände lag bei der Kommune, Eigentümer war der Bund, Fachbehörden des Landes waren ebenfalls eingebunden. Eine Lenkungsgruppe hatte alle Akteure zusammenzuführen. Es sei unerlässlich, betonte Berscheid, dass sich ein Zuständiger „jeden Tag“ um das Projekt kümmere, sonst laufe es nicht.
Nach vergeblicher Suche nach einem Großinvestor seien fünf Nutzungsschwerpunkte festgelegt worden: Gewerbe/Industrie, Tourismus/Sport/Freizeit, Dienstleistungen, Bauen/Recycling und Luftverkehr. Es folgte ein städtebaulicher Rahmenplan und ein Vertrag („Bitburger Modell“) über die gemeinsame Finanzierung der Erschließungskosten von 18,8 Millionen Euro (Bund: 50 Prozent, Land: 45 Prozent, Stadt: fünf Prozent).
Die anschließende Vermarktung des Geländes sei „boomhaft angelaufen“, sagte Berscheid. Heute siedelten dort 160 Firmen mit 1.400 Beschäftigten, die Hälfte der Betriebe seien Neugründungen. Mit Gaststätten und Hotels sei zudem ein „touristischer Anziehungspunkt“ für die Region entstanden. Berscheid („Wir sind nicht in allen Punkten zufrieden“) räumte aber auch Rückschläge ein und riet etwa in Punkto Altlasten zur Umsicht – auch in Verhandlungen mit den Juristen des Bundes.
„In Bitburg gehen die Lichter aus – das war die Stimmung damals“, erinnerte sich der Konversionsbeauftragte an die ersten Reaktionen auf den Abzug der 20.000 US-Bürger, mit denen man 40 Jahre lang in der dünn besiedelten, 100.000 Einwohner zählenden Eifel-Region zusammengelebt hatte. Doch heute seien die Konversionsfolgen „weitgehend ausgeglichen“ und die Lage der um 2.000 auf 14.000 Bewohner gewachsenen Stadt Bitburg eher besser als zuvor.