
Gütersloh (rb). Von 13 Männern und einer Frau war der SPD-Ortsverein Isselhorst am 22. Oktober 1910 gegründet worden. 100 Jahre später feierten die Sozialdemokraten nun das Jubiläum im vollen Saal des Gasthofes „Zur Linde“. Als Festredner richtete der aus ihren Reihen hervorgegangene Minister für Arbeit, Integration und Soziales, Guntram Schneider, die Glückwünsche der Landesregierung aus. Es sei keine Selbstverständlichkeit, dass eine Parteigliederung in dieser Region auf ein so langes Bestehen zurückblicken könne.
Schneider skizzierte die Entwicklung der Sozialdemokratie in den vergangenen 100 Jahren: vom Kaiserreich, als Sozialdemokraten oft als „politische Wegelagerer“ gegolten hätten, über Widerstand und Verfolgung im „Dritten Reich“, die Wiederaufbaujahre, die Brandt-Ära bis hin zur Regierungszeit von Rot-Grün. Die SPD habe „immer auf der richtigen Seite der politischen Barrikaden“ gestanden und in Regierungszeiten wichtige Entwicklungen vorangetrieben. Als „Reparaturbetrieb“ habe man falsche Weichenstellungen korrigieren müssen.
„Die SPD in Isselhorst musste gesellschaftliche Schranken durchbrechen, bevor sie allgemein anerkannt war“, widmete sich Schneider dem Ortsverein, in dem er, 1972 in den Vorstand gewählt, seine politische Laufbahn begonnen hatte. „Die SPD gehört zur Dorfgemeinschaft, zur Heimat“, stellte der Minister fest. Und ebenso: „Sozialdemokratie ist für Sozialdemokraten ein Stück Heimat“.
Schneiders politische Wurzeln reichen bis zu Karl Schlüter zurück, dem ersten Nachkriegsvorsitzenden in Isselhorst, der ihn, so Schneider, als Erster in politische Zusammenhänge eingeführt habe. Maria Vornholt, die den Ortsverein seit 1998 leitet, erinnerte auch an die folgenden Vorsitzenden: Fritz Burmester, Alfred Mager, Ulla Hollmann, Ulrike Merten. Die spätere Bundestagsabgeordnete gehört wie Schneider und Helmut Trost, Bürgermeister a. D. von Flensburg, zu den Genossen aus dem Kirchspiel, die auch an anderen Orten wirkten.
Als besondere Aktivisten hob die Vorsitzende Alfred Mager, den Schneider für 40-jährige Mitgliedschaft ehrte, sowie die verstorbenen Gudrun und Eckhard Jacobsen, Christine Göbel und Helmut Trost hervor. Der führte die Versammelten mittels „alten Agitationsmaterialien“ in die bewegten 70er und 80er Jahre. hervor. Auch Maria Vornholt wies in ihrer Rede auf die „Außenseiter“-Jahre der SPD hin. Heute aber sei man längst „auf Augenhöhe mit der zweiten großen Volkspartei, der CDU“.
Das bestätigten Helmut Lütkemeyer und Harald Heitmann als Festgäste. Ortsheimatpfleger Dietmar Schneider, Bruder des Ministers, sagte, die SPD genieße die Anerkennung der Dorfgemeinschaft und überreichte eine Urkunde „im Namen aller Vereine“. Laut Bürgermeisterin Maria Unger stehen 100 Jahre SPD in Isselhorst für „eine lebendige, eine demokratische Tradition in unserer Stadt“.