
In Gütersloh war nach seinen Worten die Gründung der Partei im Jahre 1908 besonders schwierig, weil im konservativ-evangelischen Milieu der Stadt die Diskriminierung der Sozialdemokraten noch sehr massiv war. Arbeiter wurden auf Druck des Landrats und Polizeichefs von den Arbeitgebern entlassen oder mit Entlassung bedroht. Kopper: „Überall im Kaiserreich wurden Sozialdemokraten diskriminiert, aber nicht überall mit gleicher Intensität“. Im benachbarten Bielefeld, wo schon 4000 Mitglieder gezählt wurden und die Partei große Demonstrationen organisierte, war, so Kopper, eine vergleichbare Unterdrückung der SPD nicht mehr möglich. Sie hätte zu Massenentlassungen geführt und die Fabriken stillstehen lassen.
Der Historiker unternahm anschließend einen „Rundgang durch die Geschichte der SPD“. Dabei stellte er immer wieder aktuelle Bezüge her, so wenn er darauf verwies, dass die Diskussion über die richtige Linie der Partei immer wieder zu Abspaltungen geführt habe. Prominentester „Abweichler“ war in den dreißiger Jahren Willy Brandt. Aber immer wieder seien diese Mitglieder im wesentlichen erneut zur SPD gestoßen und hätten diese langfristig gesehen eher gestärkt als geschwächt.
Kopper verwies auch auf die häufig vergessenen Verdienste der SPD in den Aufbaujahren nach dem Zweiten Weltkrieg. So wichtige Initiativen zur Lösung sozialer Probleme wie der Lastenausgleich zur Eingliederung der Flüchtlinge und Vertriebenen oder die dynamische Rente seien sozialdemokratisch geprägt.
Bezugnehmend auf die SPD der 60er und 70er Jahre des letzten Jahrhunderts sah Kopper es als Erfolgsrezept für die SPD an, die Partei der sozialen und politischen Modernisierung zu sein. Effektive Sozialpolitik für die Unterprivilegierten und innovative Wirtschaftspolitik schlössen sich auch derzeit keinesfalls aus. Insofern sei für die Partei kein Anlass zum Pessimismus gegeben, zumal die sozialen Probleme in unserer Gesellschaft, die gerade von der SPD zu lösen seien, wieder zunehmen.
Manfred Brinker, Autor der örtlichen Parteigeschichte, leitete die angeregte Abschlussdiskussion der Zuhörenden, die sich vor allem um Gegenwart und Perspektiven der SPD drehte.