

„Das Alleecenter Hamm ist als Negativbeispiel und zentrales Argument gegen jede Ansiedelung von Einkaufszentren ungeeignet. Das Zentrum besteht seit mehr als 15 Jahren und funktioniert mit der üblichen Vielfalt von Filialisten sowie drei Ankermietern in Citylage gut. Die Ursachen für Leerstandsprobleme und Veränderungen der Einzelhandelsstruktur in den letzten Jahren haben wenig mit dem Zentrum zu tun, sondern sind durch die Strukturprobleme der kleineren Großstadt Hamm in Randlage des Ruhrgebietes sowie veränderter Einkommens- und damit Kaufkraftstrukturen begründet“, mit diesen Worten fasste Thomas Krümpelmann die Eindrücke der SPD- Fraktion bei ihrem Besuch der Stadt Hamm zusammen.
Nach dem Einkaufszentrum in Hameln Anfang Juli besuchten Mitglieder der SPD-Ratsfraktion nun das Alleecenter in Hamm, das in der Gütersloher Debatte wiederholt als absolutes Negativbeispiel für den Niedergang einer Innenstadt nach Ansiedelung eines Zentrums dargestellt wurde. Die Gütersloher wurden von dem Ratsherrn und planungspolitischen Sprecher der SPD Hamm, Georg Scholz, über die Innenstadtentwicklung von Hamm informiert.
Das Zentrum mit 21.000 m2 Verkaufsfläche und der für Zentren dieser Art üblichen Struktur von großen Ankermietern und einer Vielzahl von Filialisten befindet sich in zentraler Innenstadtlage, 350 m vom Hauptbahnhof und 150 m von der Hauptfußgängerzone entfernt. Die Verbindung wird durch zwei kleinere Passagen hergestellt. Städtebaulich fügt sich die 350 m lange Fassade gut ein, da sie auf Wunsch der Stadt aufgelockert und mit Baumpflanzungen gestaltet wurde.
Der Einzugsbereich ist weitgehend auf die Stadt Hamm beschränkt. Im Unterschied zu Hameln befindet sich Hamm in geographischer Nähe und damit Städtekonkurrenz zum Ruhrgebiet, u. a. mit Dortmund, und zu Münster im Norden. Ebenso wie andere Städte ist auch Hamm von den Strukturproblemen des Ruhrgebietes, nämlich Verlust von Arbeitsplätzen und sinkendes Nachfragepotential, betroffen. Die Kaufkraft pro Einwohner liegt in Hamm unter dem Landesdurchschnitt.
Die Leerstandsprobleme des innerstädtischen Einzelhandels in Hamm haben sich weniger durch das Einkaufszentrum als durch die Entscheidung einer großen Handelskette zur Schließung von zwei Kaufhäusern ergeben. An einem früheren Kaufhausstandort baut jetzt die Stadt Hamm eine neue Stadtbibliothek, und das andere Leerstandsproblem versucht die Stadt durch Übernahme der Immobilie und deren direkter Weitervermarktung zu lösen. Eine Zunahme von Geschäften im Niedrigpreis- Segment ist erkennbar und muss wohl als Anpassung an die geringere Nachfrage in Hamm gesehen werden. Darüber hinaus gilt auch für Hamm der allgemeine Trend, dass der inhabergeführte Einzelhandel rückläufig ist.
Nach Einschätzung der Menschen in Hamm trägt das Alleecenter heute wesentlich zur Anziehungskraft der Innenstadt bei. In der Hauptfußgängerzone sorgt zudem ein Bereich mit zahlreichen gastronomischen Betrieben für eine ansprechende Aufenthaltsqualität und Belebung der City.
„Das Alleecenter ist sicherlich nicht alleinige Ursache sondern Teil eines allgemeinen Wandels im Einzelhandel und der besonderen Strukturprobleme der Stadt Hamm. Diese Rahmenbedingungen lassen sich nicht pauschal auf Gütersloh übertragen, deshalb werden wir unsere Position auf der Grundlage des anstehenden Fachgutachtens zur Gütersloher Situation entwickeln. Wichtig ist für uns, dass sich die Innenstadt weiter entwickelt “, so die Fraktionsvorsitzende Ingrid Tiedtke- Strandt abschließend.