
„Ein Mindestmaß an Verlässlichkeit ist bei dem Hin und Her der schwarz- grünen Plattform in der Frage der für Gütersloh wichtigen Gewerbeflächen wirklich nicht mehr erkennbar. Der neue FNP, der die grundsätzliche Aussage der Stadt über die zukünftige Nutzung des gesamten Stadtgebiets bis zum Jahr 2020 darstellt, ist gerade ein paar Wochen wirksam. Wenn die CDU jetzt wieder das Gewerbegebiet Blankenhagen, das in dem langen FNP- Verfahren aus guten Gründen bereits mit breiter Mehrheit ausgeschlossen wurde, auf die Tagesordnung setzt, dann werden die Unberechenbarkeit und die Beliebigkeit der Politik der Mehrheitsfraktionen deutlich.“ Mit diesen Worten kritisierte die SPD- Fraktionsvorsitzende Ingrid Tiedtke- Strandt die Signale der CDU für ein Gewerbegebiet Blankenhagen
Bei dem Beschluss des Rates zum FNP im Juni war allen klar, dass die Summe der neu ausgewiesenen Gewerbeflächen um 50 ha unter dem für 2020 geschätzten zusätzlichem Bedarf von insgesamt 100 ha bleibt, nicht zuletzt auch deshalb, weil CDU und Grüne geeignete Flächen gestrichen oder verkleinert haben. Im Rahmen des GEP- und des FNP-Verfahrens wurde zweimal gegen den damaligen FDP- Vorschlag mit großer Mehrheit entschieden, die Flächen in Blankenhagen nicht als Gewerbeflächen auszuweisen. Die CDU und die Grünen wollten stattdessen Gewerbeflächen in Form eines interkommunalen Gewerbegebiets auf dem Gebiet der Gemeinde Verl ausweisen. Für Untersuchungen der Auswirkungen auf Verkehr und Umwelt eines solchen Gewerbegebiets werden von beiden Gemeinden sechsstellige Summen ausgegeben.
Wenn jetzt wieder das Gewerbegebiet Blankenhagen auf die Tagesordnung gesetzt wird, muss man fragen, warum noch in der letzten Planungsausschusssitzung am 8. November von Schwarz- Grün das Umweltgutachten für das interkommunale Gewerbegebiet mit Mehrheit beschlossen wurde. Ein klarer Kurs ist hier nicht erkennbar.
Bei dem erneuten Vorschlag für eine Gewerbefläche Blankenhagen handelt es sich um ein großes zusammenhängendes Gebiet im Nordwesten der Stadt ohne zerteilende Straßen. Es wird landwirtschaftlich genutzt und dient auch als Naherholungsgebiet mit Grünverbindungen längs der Lutter bis nach Isselhorst oder Marienfeld. Nördlich des Gebiets liegt die Niehorster Heide, dort entwickelt die Stadt verstärkt Ausgleichsflächen und das Naturschutzgebiet Lichtebach. Der gesamte Bereich vom Rhedaer Forst über die Neuen Mühle bis Isselhorst ist geprägt durch land- und forstwirtschaftliche Nutzung. Ausnahmen sind das Kompostwerk, die beiden Klärwerke und der Flughafen, aber dies sind Einrichtungen, die zwingend im Außenbereich liegen. Das vorgeschlagene Gewerbegebiet Blankenhagen liegt also mitten im großen Naherholungsgebiet für den Westen und den Norden der Stadt.
Die verkehrlichen Probleme in Blankenhagen sind aus dem langen FNP- Verfahren allseits bekannt: Der Anschluss an die A 33 existiert noch nicht. Der Bauzeitpunkt für das notwendige letzte Stück mit einer Autobahnabfahrt in 10 km Entfernung ist noch ungewiss, denn hierfür gibt es bisher noch nicht einmal den Planfeststellungsbeschluss. Dies ist planerisch der schwierigste Teil der A33. Solange die A 33 aber nicht fertiggestellt ist, wird der LKW-Verkehr zu großen Teilen durch Gütersloh zur A2 gehen. Dem gesamten Gebiet fehlt also die von vielen Gewerbebetrieben gewünschte Nähe zur Autobahn. Der Kunden- und Mitarbeiterverkehr geht hauptsächlich Richtung Gütersloh. Gemäß Verkehrsgutachten ist für ein Gewerbegebiet an der Marienfelder Strasse eine neue Verbindungsstrasse zur Herzebrocker Strasse erforderlich. Diese Strasse wurde mit großer Mehrheit aus den Planungen der Stadt (FNP) herausgenommen. Soll sie jetzt wieder gebaut werden? Oder riskiert man die Überlastung der Knotenpunkte einer der wichtigsten Strassen der Stadt, der B61?
Nach Auffassung der SPD ist der wiederbelebte Vorschlag Blankenhagen absolut unnötig, weil er sich bereits im langen FNP- Verfahren als ungeeignet erwiesen hat. Es besteht kein Grund zu irreführender Hektik: Aktuell liegen 50 ha verfügbare Gewerbeflächen in der Hand der Stadt und weitere 50 ha, für die von der Stadt in den nächsten Jahren durch Bebauungspläne die Verfügbarkeit hergestellt werden kann. Der jährliche Bedarf liegt bei etwa 5 ha.
„Auch wenn es prinzipiell richtig ist, dass die Stadt jederzeit über eine gewisse Flächenreserve verfügten sollte, so ist es deshalb nicht notwendig, direkt nach dem Beschluss über den FNP die Gewerbeflächendiskussion in der Stadt neu zu eröffnen. Wir wissen, dass es notwendig werden kann, zusätzliche Gewerbeflächen auszuweisen, aber aktuell sehen wir dafür keinen konkreten Bedarf, und wir halten ein Gewerbegebiet Blankenhagen für ungeeignet. Es stellt sich zudem die Frage, ob die Grünen als eine dem Namen nach ökologische Partei diesen Vorschlag wirklich mittragen wollen “, so Tiedtke- Strandt abschließend.