Die SPD hatte bei ihrer Fraktionssitzung den Geschäftsführer der Kulturpolitischen Gesellschaft, Dr. Norbert Sievers, als Referenten zu dem Thema „Bedeutung von Kultur und Theater für mittelgroße Städte“ zu Gast. Welches kulturelle Angebot braucht Gütersloh und welchen Raum erfordert diese Kultur, waren die wesentlichen Fragen des Abends.
Sievers betonte, dass die Städte und Gemeinden verantwortlich sind für Umfang und Qualität der kulturellen Angebote vor Ort. Hieraus ergeben sich Möglichkeiten und Chancen der Angebotsgestaltung. Die Diskussion um Kulturpolitik hat sich in den letzten zehn Jahren von einer überwiegend „angebotsorientierten“ zu einer vermehrt „nachfrageorientierten Perspektive“ verändert. In den 70er und 80er Jahren stand die Frage, ob kulturelle Angebote auf ein Publikum bzw. eine Nachfrage treffen, kaum im Mittelpunkt. Seit den 90er Jahren und unter dem Druck geringerer Finanzmittel sind Diskussionen sowie kulturpolitische Entscheidungen zunehmend geprägt von der Frage, wer fragt welche „Kultur“ nach und wie kann eine Stadt diese Nachfrage beeinflussen bzw. Zuschauer an sich binden,.
Für Diskussionen über kommunale Kulturpolitik ist heute der Begriff der „kulturellen Grundversorgung“ zentral. Dazu gibt es die Kontroverse, ob Grundversorgung nur die Reduzierung und Minimierung von kulturellen Angeboten oder eine Basis- Sicherung bedeute. Ob eine Grundversorgung nur an Nachfrage und Finanzierbarkeit orientiert sein sollte, oder ob kulturelle Angebote eine Pflichtaufgabe der Kommune sind, ist ebenfalls umstritten.
Mit Blick auf die Gütersloher Situation und die Chancen für einen Theater- Neubau betonte Dr. Sievers, dass eine kulturpolitische Entscheidung dieser Größenordnung eine Reihe von Kriterien systematisch prüfen sollte. Wesentliche Entscheidungskriterien sollten sein: Analyse der Sozialstruktur der Kommune und damit möglicher Nachfragepotentiale, Analyse der Stärken und Schwächen vorhandener kultureller Angebote, die Finanzierbarkeit des Angebots und der regionale Kontext des neuen Angebots.
Abschließend wies Sievers darauf hin, dass kulturelle Angebote wie Theater, Konzerte oder auch Ausstellungen einen festen Platz in einer Stadt brauchen. Kultur brauche einen Ort, der attraktiv gestaltet ist und in der Öffentlichkeit als Raum für unterschiedliche kulturelle Angebote Akzeptanz findet.
Die SPD- Fraktion war sich mit ihrem Gast einig, dass Gütersloh die Chancen für einen Theater- Neubau nutzen sollte, weil die Stadt einen solchen „Raum für Kultur“ braucht.