Mechtild Rothe wiedergewählt

Mechtild Rothe MdEP
Mechtild Rothe MdEP

Zur Person: Mechtild Rothe

Ich wurde am 10. August 1947 in Paderborn geboren und wuchs im nahe gelegenen Bad Lippspringe auf. Nach Grundschule und Realschule habe ich zunächst im Architekturbüro meines Vaters gearbeitet, dann als Chemielaborantin beim Chemischen Untersuchungsamt in Paderborn. 1974 entschloss ich mich, die chemische Untersuchung von Lebensmitteln auf Schadstoffe und die Prüfung von Blutproben auf ihren Alkoholgehalt hinter mir zu lassen: Über eine Sonderprüfung erwarb ich die Studienmöglichkeit für das Lehramt (Sekundarstufe I). Ich habe zunächst Deutsch und Chemie, anschließend Sozialwissenschaften studiert. Seit 1981 war ich dann als Realschullehrerin tätig – erneut in Paderborn. 1984 begann dann ein neuer Lebensabschnitt für mich. Ich kandidierte für das Europäische Parlament. Dieser Entschluss, das Lehrerpult mit dem Rednerpult zu tauschen, war keine Flucht; ich war gerne Lehrerin gewesen. Er resultierte aus dem Wunsch, meine ganze Zeit und Kraft der politischen Arbeit zu widmen. Wie dieser Wunsch eigentlich entstand, kann ich gar nicht mehr genau sagen. Geprägt durch mein Elternhaus, durch christliche Prinzipien wie Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit, Mitmenschlichkeit, hatte ich mich von klein auf immer Ungerechtigkeiten widersetzt. Ich muss schon ziemlich früh davon überzeugt gewesen sein, dass man selbst etwas tun muss, wenn man Veränderungen will. Eine zusätzliche Motivation war dann die Begegnung mit einem holländischen Naziopfer. Der Mann lehnte jeden Kontakt mit Deutschen, auch mit einem jungen Mädchen, das erst nach 1945 geboren war, ab. Das war für mich Anlass, mich intensiv mit deutscher Geschichte und Politik auseinander zu setzen. Ich wollte mich einsetzen für ein neues Deutschland, das sich seiner eigenen jüngsten Vergangenheit kritisch stellte. Und dann kam die 68er-Bewegung: Ein neuer, demokratischer Geist wehte durch die Republik… Nun wollte ich mich einmischen, wollte selbst mit Politik gestalten. Dabei sah ich einen Mann und nur eine Partei, die meinen Grundüberzeugungen entsprachen, die für eine gerechte, friedliche und wirklich demokratische Gesellschaft standen. Ich trat 1970 der SPD unter ihrem Vorsitzenden Willy Brandt bei. Heute, nach 30 Jahren in der SPD, kann ich sagen: Ich war nie mit allem einverstanden, was die Partei tat. Ich bin es auch heute selbst als Mitglied des Parteivorstandes nicht. Aber es gibt keine andere Partei, mit der ich so viele meiner politischen Überzeugungen verwirklichen kann wie mit der SPD. Nach meinem Parteieintritt habe ich zunächst bei den Jungsozialisten gearbeitet, bald danach auch in der Mutterpartei auf Orts-, Kreis, Bezirks- und Bundesebene. Zwei Wahlperioden war ich Mitglied des Stadtrates von Bad Lippspringe – eine gute Schule für meine heutige Tätigkeit im Europäischen Parlament. Diese Tätigkeit vor Ort hilft, die Bodenhaftung in Brüssel und Straßburg nicht zu verlieren. Sie bringt mich immer wieder dazu, mir die Frage zu stellen: Welche Auswirkungen haben europäische Gesetze auf die Menschen in meinem Heimatort, in anderen Städten Deutschlands, in den kleinen und großen Ortschaften überall in Europa.